Profil:Ben Bloom

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Britischer Reporter mit viel Humor und wenig Deutschkenntnissen: Ben Bloom. (Foto: Daily Telegraph)

Der britische Reporter hat viel Humor und wenig Deutschkenntnisse.

Von Björn Finke

Seine Kollegen würden ihn nun Celebrity nennen, eine Berühmtheit. "Aber nur im Scherz", fügt Ben Bloom schnell hinzu. Der 28-Jährige arbeitet in der Sportredaktion des Daily Telegraph in London. In der Schule hatte er drei Jahre Deutschunterricht, doch das ist lange her. Deutschland besucht hat er noch nie. Trotzdem bat ihn sein Chef am Mittwoch, im Fernsehen die Pressekonferenz zu Jürgen Klopps Abschied aus Dortmund zu verfolgen. Und darüber live etwas auf der Webseite des Blattes zu schreiben. An dieser Aufgabe scheiterte er grandios - allerdings auf so amüsante und erhellende Art, dass der Journalist jetzt ein Star im Internet ist.

"Briten gehen oft davon aus, dass sie mit Englisch überall durchkommen", sagt Bloom. Er habe irgendwie auch gedacht, dass die Dortmunder Pressekonferenz in seine Muttersprache übersetzt werde - "das war mein Fehler". So nimmt das Unheil seinen Lauf. Bloom versteht kaum etwas und schreibt deswegen nur wenig darüber, was Klopp und die Führung des Vereins sagen. Und viel darüber, wie diese Männer da vorne ausschauen, in welchem Tonfall sie reden und wie verzweifelt er selbst ob seines Handicaps ist. Blooms komische Live-Notizen werden zum Hit im Internet, Leser empfehlen sie auf Twitter. Medien in Deutschland und vielen anderen Staaten greifen die Geschichte auf.

"Sogar in Brasilien wurde über mich berichtet", sagt Bloom. "Das ist verrückt, damit hätte ich nie gerechnet." Seinem Arbeitgeber dürfte der Trubel hoch willkommen sein. In den vergangenen Monaten wurden über die konservative Zeitung vor allem Artikel deutlich unfreundlicheren Inhalts geschrieben. Der Chef-Kommentator hatte den Telegraph, dessen Auflage bei einer halben Million liegt, verlassen und der Führung vorgeworfen, sich Werbekunden anzubiedern. Internetstar Bloom selbst wirkte vor zwei Monaten bei einem eher fragwürdigen journalistischen Format mit: Er beschrieb länglich seinen "perfekten Kaffeemoment". Der Telegraph präsentiert diesen "gesponserten" Text in Zusammenarbeit mit der Kaffeekette Starbucks.

Interessanter sind da Blooms Notizen über den Dortmunder Pressetermin. Kurz nach Beginn, um 12.37 Uhr, schreibt er: "Ok, wir haben ein kleines Problem . . . sie sprechen Deutsch." Ein "Typ" klinge, als sei jemand gestorben. Das war Sportdirektor Michael Zorc. Sehr schön fasst er auch 25 Minuten später Klopps Antworten zusammen. Er habe folgende Worte mitbekommen, notiert Bloom: "'Extreme', 'Sport' und 'And'. Macht daraus, was ihr wollt. Meiner Meinung nach denkt er über eine neue Karriere als Fallschirmspringer nach." Zwischendurch entschuldigt sich der Reporter immer wieder beim Leser - und bei seinem alten Deutschlehrer in der Schule, einem gewissen Dr. Plow.

Am Samstag will Bloom Dortmunds Bundesliga-Spiel gegen Paderborn besuchen - und die Pressekonferenz. Bis dahin kann der Journalist sein Deutsch ja noch ein wenig auffrischen.

© SZ vom 17.04.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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