USA:Obama geht, Trump kommt - wie der Umzug im Weißen Haus abläuft

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Angella Reid, Haushofmeisterin in Washington, derzeit im Umzugsstress. (Foto: ASSOCIATED PRESS)

Heute Morgen trinkt der alte Präsident einen letzten Kaffee im Weißen Haus, wenige Stunden später trifft der neue ein. Den Umzug organisiert die Haushofmeisterin.

Von Hubert Wetzel, Washington

Die Welt wird an diesem Freitag zum Kapitol in Washington schauen, auf dessen Stufen Donald Trump den Amtseid als neuer Präsident ablegen wird. Das ist eine feierliche, aber doch recht steife Zeremonie. Richtig geackert wird ein paar Blocks entfernt, im Weißen Haus, dem Amts- und Wohnsitz des US-Staatschefs. Noch am Vormittag leben dort die Obamas, am Nachmittag beziehen die Trumps das Gebäude. Dass der Auszug der alten Präsidentenfamilie ebenso glatt abläuft wie der Einzug der neuen, dafür muss Angella Reid sorgen.

Es gibt im Weißen Haus zwei Arten von Angestellten: politische Mitarbeiter des Präsidenten, die bei jedem Regierungswechsel ausgetauscht werden; und das Hauspersonal, das bleibt - mehr als 90 Köche, Zimmermädchen, Dienstboten, Gärtner, Hausmeister, Handwerker oder Floristen, die sich vom Staatsbankett übers Bettenmachen bis zum undichten Fenster um alles kümmern, was im dienstlichen und persönlichen Alltag des Präsidenten erledigt werden muss. Über dieses kleine Heer an Serviceangestellten herrscht der "Chief Usher" des Weißen Hauses. Seit Oktober 2011 hat Angella Reid dieses Amt inne.

Wörtlich übersetzt, ist ein "Usher" ein Platzanweiser, etwa im Kino oder in der Kirche. Reid freilich ist viel mehr, eher eine Art Haushofmeisterin des Präsidenten. Sie ist dafür verantwortlich, dass der Betrieb in einem der berühmtesten Gebäude der Welt reibungslos funktioniert.

Reid ist die erste Frau auf diesem Posten. Die 57-Jährige wurde in Trinity Ville in Jamaika geboren, sie ging in Kingston zur Schule und wanderte später in die USA aus. Reid ist eine gelernte Hotelfachfrau, einen Teil ihrer Ausbildung absolvierte sie in München, laut offiziellem Lebenslauf spricht sie Deutsch. Reid hat für diverse große Hotels in den USA gearbeitet, bevor sie das Amt im Weißen Haus übernahm, leitete sie das Ritz-Carlton in Arlington, Virginia, einer Nachbarstadt von Washington.

Trump wird seine gewohnte Zahnpasta vorfinden

Die ersten Möbel der Obamas wurden bereits aus dem Weißen Haus entfernt. (Foto: AFP)

Manche Abläufe im Weißen Haus ähneln sicher denen in einem exklusiven Hotel, andere sind dagegen völlig anders. Das gilt zum Beispiel für die Umzugsaktion am Freitag: Aus Sicherheitsgründen darf nur das vertrauenswürdige Stammpersonal des Weißen Hauses die Umzugskisten und Möbel der Präsidentenfamilien hinein- und hinaustragen. Dafür wird außer den Köchen die gesamte Mannschaft eingespannt. Gleichzeitig werden alle Teppiche und Vorhänge gereinigt, Maler bessern Macken an den Wänden aus, Handwerker hängen gegebenenfalls die Bilder auf, die der neue Präsident in seinen Arbeits- und Wohnräumen sehen möchte, die Floristen stellen frische Blumen auf. Details sind wichtig - Donald Trump wird im Bad seine gewohnte Zahnpasta vorfinden.

Die Zeit für all das ist knapp am Freitag: Gegen 10 Uhr trinkt der scheidende Präsident einen letzten Kaffee im Weißen Haus, zwischen 15 und 17 Uhr trifft der neue ein. Welche Partei er vertritt, sollte den Chief Usher nicht kümmern - Reid dient dem Amt, nicht der Person.

© SZ vom 19.01.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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