Profil:Al Haymon

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Al Haymon: Mächtiger Box-Veranstalter mit Harvard-Diplom und großer Aura.

(Foto: oh)

Mächtiger Box-Veranstalter mit Harvard-Diplom und großer Aura.

Von Benedikt Warmbrunn

Der Boxer Floyd Mayweather schwärmt vor allem vom Boxer Floyd Mayweather, mit einer Ausnahme: Manchmal schwärmt er auch von Al Haymon. Von dem Manager also, der ihm Verträge aushandelt, durch die Mayweather mit seinem Sieg gegen Manny Pacquiao am Samstag knapp 200 Millionen Dollar verdient hat - mehr als jemals ein Sportler zuvor an einem Abend. Über Haymon sagt Mayweather: "Der Kerl ist brillant, ein Genie."

Lange wurde das Bild des Boxmanagers bestimmt von Don King, jenem Mann mit der Steckdosenfrisur, der Goethe und Shakespeare zitiert, und der einen Mitarbeiter seines Glücksspielgeschäfts mit einem Pistolenknauf zu Tode geprügelt hatte. Der extrovertierte Don King war die Verkörperung all der grenzlegalen Deals, die im Boxsport gemacht werden. Er wurde gehasst, aber niemand war so erfolgreich wie er. Bis Al Haymon kam.

Seit 15 Jahren arbeitet Haymon nun im Boxen, in dieser Zeit hat er mehr Einfluss gewonnen als alle anderen Manager der Branche. Keiner betreut mehr Weltmeister, keiner organisiert Kämpfe mit höheren Börsen. Und über niemanden im Boxen ist weniger bekannt als über Al Haymon, den Anti-King.

Haymon ist wie Don King in Cleveland, Ohio aufgewachsen, doch es gibt nicht einmal Angaben darüber, wie alt er ist. Er hat in Harvard Wirtschaft studiert und als Musikmanager gearbeitet, unter anderem für MC Hammer und Whitney Houston. Weitere biografische Details gibt es nicht. Haymon gibt keine Interviews, er ist so mysteriös wie die Branche, in der er arbeitet.

Der Manager betreut knapp 150 Boxer, der berühmteste ist Mayweather. Er gilt als knallharter Verhandler, meistens erhalten seine Sportler die höhere Börse - von der Haymon angeblich zehn bis 15 Prozent behält, etwas weniger also, als es unter Boxmanagern üblich ist. Seine Athleten betonen aber auch oft, dass sie von Haymon in allen Lebenslagen unterstützt würden. Mayweather zum Beispiel konnte sich auf ihn verlassen, als er 2012 wegen wiederholter häuslicher Gewalt zu einer Haftstrafe verurteilt worden war. Außerdem geht Haymon rigoros gegen alle Kritiker vor. Am Samstagabend zum Beispiel twitterten die CNN-Journalistin Rachel Nichols und die ESPN-Reporterin Michelle Beadle, dass ihnen die Akkreditierungen entzogen worden seien. Beide hatten darüber gesprochen, dass Mayweather auch die Mütter seiner Kinder geschlagen habe.

Mittlerweile ist der Einfluss von Haymon so groß, dass andere Boxmanager juristisch gegen ihn vorgehen. Sie werfen ihm vor, dass er den Muhammad Ali Boxing Reform Act verletze, ein Gesetz, das Managern untersagt, als Kampfveranstalter aufzutreten. Sollten die Klagen scheitern, dürfte Haymons Macht weiter wachsen. Zu alldem hat Haymon auch in der vergangenen Woche geschwiegen. Aufgefallen ist er nur einmal. Bei einer Pressekonferenz schaute er kurz hinter einem Vorhang hervor.

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