Profil:Akie Abe

Japan's PM Abe and his wife Akie are pictured at Tokyo's Haneda Airport; Akie Abe

Ehefrau des japanischen Premiers mit umstrittenem Ehrenamt: Akie Abe.

(Foto: Toru Hanai/Reuters)

Ehefrau des japanischen Premiers mit umstrittenem Ehren-Amt.

Von Christoph Neidhart

Akie Abe, die Frau von Japans Premierminister, ist ein unabhängiger Geist. Zuweilen kritisiert sie die Regierung ihres Mannes Shinzō Abe, etwa wenn es um den Bau megalomaner Tsunamischutzwälle in Nordjapan geht. Sie marschiert auch bei Schwulen- und Lesben-Demos mit und ärgert damit die Nationalkonservativen, zu denen Abe gehört. Der Premier sagt deshalb gerne, mit Akie, der Tochter eines Lebensmittelindustriellen, habe er die Opposition direkt zu Hause.

Das kann man allerdings auch anders sehen. Denn die kinderlose 54-Jährige nimmt ihrem Mann auch manchen Job ab. So pilgert sie stellvertretend für den Premier zum Yasukuni-Schrein, mit dem Japan seine Gefallenen und Kriegsverbrecher ehrt. Kritiker glauben deshalb, dass die Freiheiten, die Akie sich herausnimmt, durchaus kalkuliert seien. Sie lasse ihren rechtsnationalistischen Gatten liberaler und weicher erscheinen, als er ist, und damit gewinne sie ihm Stimmen.

Mit ihrem Engagement für den Tsukamoto-Kindergarten in Osaka allerdings hat Akie Abe die Partnerschaft nun in Not gebracht. Die Bildungseinrichtung lässt Vierjährige - wie einst ihre Urgroßeltern - in militärischer Formation marschieren. Sie trichtert ihnen die Nationalhymne ein und zwingt sie, das kaiserliche Erziehungsedikt von 1890 auswendig zu lernen, das die Treue zum Herrscher der Liebe zu den Eltern gleichsetzt und die kleinen Japaner auffordert, falls nötig, sollten sie sich "tapfer für das Vaterland opfern". Die Leitung des Kindergartens will den Kleinen "Patriotismus und Stolz" einimpfen, "zur reinsten Nation der Welt zu gehören". Sie schickte den Eltern rassistische Tiraden nach Hause gegen "Ausländer, die aussehen wie Japaner", und also nicht als solche zu identifizieren seien. In einem Brief heißt es: "Ich diskriminiere nicht, aber ich hasse die Koreaner und Chinesen." Premier Abe wiederum träumte in seinem Buch "Schönes Japan" von einer Rückkehr zur Gesellschaft der 1930er-Jahre. Seit Jahren propagiert er eine "patriotischere Erziehung"- der Tsukamoto-Kindergarten probt sie bereits, und will sie ausbauen. Die private Trägerschaft Morimoto Gakuen hat das Projekt um eine Grundschule erweitert, Akie Abe ließ sich zur Ehren-Rektorin ernennen.

Das Land für das neue Schulhaus erhielt Morimoto von Abes Regierung für 134 Millionen Yen, umgerechnet 1,1 Millionen Euro - bei einem Schätzwert von acht Millionen Euro. Träger Morimoto behauptet zwar, der Preisnachlass von 86 Prozent erkläre sich dadurch, dass der Boden verseucht gewesen sei, hat aber für die Entgiftung nur etwa eine Million Euro bezahlt. Zunehmend unter Druck, beteuerte Premier Abe jetzt im Parlament, er und seine Frau hätten vom Landkauf nichts gewusst. Sollten sie involviert gewesen sein, dann trete er als Politiker ab.

Wie gut nur, dass - wie jetzt bekannt wurde - die Verhandlungsunterlagen gleich nach Kaufabschluss vernichtet worden sind.

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