Profil:Ajay Gupta

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Der indische Geschäftsmann hat ein Faible für Südafrikas Politik.

Von Tobias Zick

Südafrikas Regierungspartei ANC, die traditionsreichste Befreiungsbewegung des Kontinents, stehe "nicht zum Verkauf", versichert Vizepräsident Cyril Ramaphosa. Die Tatsache, dass er dies öffentlich betonen muss, liegt in erster Linie an einem indischen Geschäftsmann namens Ajay Gupta. Dieser ist, zusammen mit seinen jüngeren Brüdern Atul und Rajesh, Herr über ein Imperium aus Bergbau-, Computer- und Transportunternehmen in Südafrika. Neben ihrer Geschäftstüchtigkeit hat den Geschwistern wohl auch ihre Nähe zur Macht genutzt.

Im Jahr 1993 war Ajay Gupta noch ein wenig bekannter junger Mann der Mittelschicht in der nordindischen Stadt Saharanpur, der gerade einen Wirtschaftsprüfer-Lehrgang absolviert hatte. Es war die Zeit, als das ferne Südafrika sich vom Apartheid-Regime befreite. Politisch und wirtschaftlich lockten allerlei Verheißungen. Ajay Gupta war weitsichtig genug, einen Flug nach Johannesburg zu buchen und dort Bekanntschaften mit diversen einflussreichen Leuten der aufstrebenden politischen Klasse zu machen.

Die Brüder gründeten eine Firma namens Sahara Computers und sicherten sich zudem Bergbau- und Luftfahrtlizenzen. Inzwischen erwirtschaftet allein Sahara Computers knapp 20 Millionen Euro Jahresumsatz. Aus ihrem Gesamtvermögen machen die Guptas ein Geheimnis. Ihr vier Villen umfassendes Anwesen im Johannesburger Edelviertel Saxonwold regt die Fantasie jedoch tüchtig an. Die Kontakte zur Macht könnten Ajay Gupta und seinen Brüdern nun aber doch schaden - dem jungen Staat und seiner politischen Kultur haben sie jedenfalls schon mächtig zugesetzt.

Den Skandal losgetreten hat nun der stellvertretende Finanzminister Mcebisi Jonas, indem er erklärte, die Guptas hätten ihm die Beförderung zum Minister angeboten, sofern er verspreche, sich auf dem Posten "kooperativ" zu zeigen. Tags darauf meldete sich eine ehemalige Abgeordnete des ANC namens Vytjie Mentor zu Wort: Sie hätte 2010 Ministerin für öffentliche Unternehmen werden können, habe ein entsprechendes Angebot der Brüder aber empört zurückgewiesen.

Eine Unternehmerfamilie, die den Staatschef so tief in der Tasche hat, dass sie mit Ministerposten hantieren kann? Die Guptas weisen all die Vorwürfe zurück, ebenso wie Präsident Jacob Zuma. Durch den ANC läuft jetzt ein tiefer Riss zwischen Zuma-Getreuen und -Gegnern. Eine Eliteeinheit der Polizei ermittelt wegen Korruptionsverdachts gegen die Guptas und den Präsidentensohn Duduzane Zuma. Dieser arbeitet in mindestens sechs Gupta-Firmen als Geschäftsführer.

Daheim in Indien ist der Ruf der Brüder dagegen noch weitgehend intakt. Ajay Gupta gilt dort als einer, der nicht vergessen hat, wo er herkommt. Einem Bericht der Hindustan Times zufolge baut er in seiner Heimatstadt Saharanpur gerade für mehr als 13 Millionen Euro einen gewaltigen Shiva-Tempel.

© SZ vom 30.03.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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