Pro Emissionshandel:Reinhard Loske (Grüne)

Der umweltpolitischer Sprecher der Bundestagsfraktion von Bündnis 90/Die Grünen, Reinhard Loske, glaubt, dass Emissionshandel die globale Gerechtigkeit fördern kann.

Reinhard Loske

Emissionshandel ist kein Selbstzweck, sondern ein Mittel zur Erreichung klimapolitischer Ziele - so wie Ordnungsrecht, Ökosteuern und freiwillige Selbstverpflichtungen es auch sind. Ist Emissions Trading (ET) ökonomisch effizient und ökologisch effektiv? Ja, wenn drei wichtige Voraussetzungen erfüllt sind.

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Reinhard Loske (Grüne)

Erstens: Die Politik muss klare Reduktionsziele vorgeben und diese schrittweise verschärfen. Das Quantum an akzeptablen Emissionen ist festzulegen, die Emissionszertifikate sind regelmäßig abzuwerten.

Zweitens: Reale Preise können sich beim Trading nur bilden, wenn die Anzahl der Marktteilnehmer groß genug ist, um wettbewerbswidrige Absprachen zu verhindern. Monopole sind Gift für den Emissionshandel.

Drittens: Beim ET ist größtmögliche Transparenz zu gewährleisten. Das können am besten die Börsen.

Wenn diese Voraussetzungen erfüllt sind, werden die klimapolitischen Ziele sicher erreicht. Investitionen zur Emissionsminderung finden dort statt, wo die Vermeidungskosten am niedrigsten sind.

Und vor allem: Weil die Preise für Emissionszertifikate schrittweise anziehen, erhalten klimafreundliche Technologien einen Push. Es ist dann schlicht wirtschaftlicher, in Effizienz- oder Solartechnik zu investieren als in den Kauf von Zertifikaten.

Was bedeutet das politisch? Die flexiblen Mechanismen des Kyoto-Protokolls sollten aktiv genutzt und positiv entwickelt werden. Die Pläne der Brüsseler Kommission, einen EU-internen Emissionshandel zu starten, sollten unterstützt werden.

Die freiwilligen Selbstverpflichtungen der Industrie in Deutschland sollten über kurz oder lang vom Emissionshandel abgelöst werden. Sie sind Kinder des alten Korporatismus und haben keine Zukunft.

Vor allem für die Entwicklungsländer liegen perspektivisch große Chancen im Emissionshandel. Würden die Emissions"rechte" im Kyoto-Protokoll nach dem Pro-Kopf-Kriterium vergeben, könnten die Entwicklungsländer Zertifikate in erheblichem Umfang verkaufen, während die Industrieländer zukaufen müßten. So fände dann endlich ein Finanztransfer von Nord nach+ Süd stattn - nicht als Almosen, sondern als Ergebnis gleichberechtigter Marktteilnahme. So kämen wir auch der globalen Gerechtigkeit ein wenig näher.

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