Private Sicherheitsfirmen in Haiti:Chaos ist Geld wert

Die humanitäre Hilfe nach dem Erdbeben soll den guten Ruf der USA in Haiti wiederherstellen. Das Problem: Auch Söldnerfirmen wollen aus der Katastrophe Gewinn schlagen.

Barbara Vorsamer

Die Amerikaner sind überall. Mit mehreren tausend Soldaten versucht die US-Armee in Haiti, dem Chaos nach dem Erdbeben Herr zu werden. Die Kontrolle über den Flughafen von Port-au-Prince haben sie bereits übernommen.

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Ein US-Soldat regelt die Abläufe am Flughafen von Port-au-Prince.

(Foto: Foto: AFP)

Doch den Eindruck einer Okkupation wollen sie unbedingt vermeiden: "Wir marschieren nicht in Haiti ein, das ist lächerlich", so zitiert die New York Times einen Oberst. Auch dem UN-Sondergesandten Bill Clinton ist die Problematik klar. Deswegen drückte er sich bei einer Pressekonferenz um eine klare Antwort auf die Frage, ob US-Soldaten Haitianer mit Waffengewalt an Plünderungen hindern sollten.

Jetzt aber wollen die Amerikaner auf der Insel nur Gutes tun. US-Soldaten sollen als Freunde und Helfer das Ansehen der Supermacht auf Haiti reparieren.

Dabei allerdings hat die Armee ein Riesenproblem, da sie 1994 einen Pakt - vielleicht nicht mit dem Teufel - aber auf jeden Fall mit zwielichtigen Organisationen eingegangen ist. Der damalige Präsident Bill Clinton startete das sogenannte Worldwide Personal Protection Programm, das es privaten Sicherheitsfirmen erlaubt, im Auftrag der US-Regierung tätig zu werden.

Seitdem sind die Söldnerfirmen, von denen die bekannteste bis vor kurzem den Namen Blackwater trug, überall dort, wo Chaos herrscht - neuerdings auch in Haiti. US-Journalist Jeremy Scahill, Autor des Standardwerkes "Blackwater: Der Aufstieg der mächtigsten Privatarmee der Welt", beschreibt im Magazin The Nation, wie die Firmen Kapital aus Katastrophen schlagen.

Wie schon nach dem Hurrikan Katrina in New Orleans schießen derzeit private Sicherheitsagenturen aus dem Boden, die ihre Dienste in Haiti anbieten. Nur wenige Stunden brauchte die Dachorganisation der Söldnerfirmen mit dem irreführenden Namen "International Peace Operations Association", um nach dem Beben eine spezielle Website online zu stellen, auf der sie sinngemäß schreibt: "Nach den tragischen Ereignissen in Haiti sind unsere Mitglieder bereit, wichtige Hilfsmaßnahmen für die Opfer zu ergreifen."

Unklar bleibt, welche Hilfe Erdbebenopfer von Firmen wie Xe (so nennt sich Blackwater heute) und Triple Canopy (die private Sicherheitsfirma, die Blackwaters Vertrag im Irak 2007 übernommen hat) brauchen können. Wahrscheinlicher ist, dass die Söldner hoffen, dass Geschäftsleute, Mitglieder der US-Regierung und andere reiche oder wichtige Personen sich in Haiti nicht sicher fühlen und deswegen Geld für private Security ausgeben.

"Erfolgreiche Missionen im Irak und Afghanistan"

Das hat schon 2005 in New Orleans gut funktioniert. Recherchen von Scahill zufolge schickte Blackwaters Chef Erik Prince eine große Anzahl seiner Söldner dorthin und kassierte dafür etwa 70 Millionen Dollar vom Heimatschutzministerium.

Zu den Angeboten der Sicherheitsfirmen für Haiti gehört, sich um "Hochrisikosituationen" zu kümmern, Aufstände von Arbeitern zu beenden und Waffen zu transportieren. Für ihre Dienste werben sie, indem sie auf "erfolgreiche Missionen im Irak und in Afghanistan" hinweisen.

Unerwähnt bleibt dabei, dass 2007 im Irak Blackwater-Söldner mehrere Zivilisten erschossen haben. Dieser noch immer von der Justiz untersuchte Vorfall hat das Ansehen der privaten Sicherheitsfirmen und damit das Image der US-Armee und der USA massiv beschädigt.

Die Amerikaner müssen hoffen, dass in Haiti nicht Ähnliches passiert. Sonst könnte ihr Versuch, ihren guten Ruf dort durch humanitäre Hilfe wiederherzustellen, nach hinten losgehen.

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