Private Raumfahrt:Ab in den Weltraum

Private Raumfahrt: Drei Überflieger: Amazon-Chef Jeff Bezos (v. l.), Virgin-Gründer Richard Branson und Elon Musk, Chef von Space-X und Tesla.

Drei Überflieger: Amazon-Chef Jeff Bezos (v. l.), Virgin-Gründer Richard Branson und Elon Musk, Chef von Space-X und Tesla.

(Foto: AP, face to face, bloomberg)

2018 wollen erstmals private Firmen Touristen ins All bringen - und künftig regelmäßig Raumschiff-Reisen anbieten. Drei prominente Milliardäre brennen darauf, endlich ihre kühnen Pläne zu verwirklichen.

Von Kathrin Werner

"Mannequin Skywalker" hat den ersten Testflug gerade absolviert. Er lag in der Raumkapsel, der Gurt über seiner Brust festgezurrt, und unter ihm wurde der blaue Planet immer kleiner. Fast 100 Kilometer von der Erde entfernt flog er in der Schwerelosigkeit, bis die Raumkapsel von Fallschirmen gebremst wieder in Texas landete. "Mannequin Skywalker" ist eine menschengroße Puppe, ein Testpassagier für die Raumfahrtfirma Blue Origin. "Er hatte einen großartigen Flug", schrieb Jeff Bezos danach stolz auf Twitter. Dem Amazon-Chef und reichsten Mann der Welt gehört Blue Origin. Im neuen Jahr will er Menschen ins Weltall schicken.

Die private Raumfahrt plant für 2018 den Durchbruch. Nach Jahren mit großen Vorhaben und einigen wenigen Erfolgen stehen nun etliche aufregende Flüge ins All an, gleich mehrere Unternehmen treten an. Sie wollen damit beginnen, regelmäßig Trips für Weltraum-Touristen anzubieten - ein Prestigeprojekt für Jeff Bezos, aber auch für seinen Konkurrenten Richard Branson, ebenfalls ein Multimilliardär mit einem Faible fürs All.

Zudem planen etliche Start-ups in den ersten Monaten des neuen Jahres Flüge zum Mond. Und: Ein halbes Jahrhundert nach der ersten bemannten Mission zum Erdtrabanten sollen 2018 wieder US-Astronauten mit amerikanischen Raketen in den Weltraum starten, so die Pläne vom Veteranen Boeing und von Start-up Space-X. Denn seit dem Ende des Space-Shuttle-Programms im Jahr 2011 konnte die US-Raumfahrtbehörde Nasa für ihre Astronauten lediglich Plätze an Bord russischer Raketen buchen, um sie zur Raumstation ISS zu bringen - beim großen Rivalen im Kampf um die Macht im Weltall.

Space-X hat schon mehrmals Fracht zur ISS gebracht, zuletzt vor zwei Wochen, mit an Bord waren Labormäuse und der neue "Star Wars"-Film zur Unterhaltung für die Besatzung. Space-X hat für den Transport sowohl eine wiederverwendbare Rakete als auch ein wiederverwendbares Raumschiff namens Dragon genutzt. Die Firma gehört Elon Musk, dem dritten Multimilliardär im Weltraumrennen. "Wiederverwertbare Technik wird langfristig die Kosten für die Erschließung des Alls enorm drücken", sagt Jessica Jensen von Space-X, die Dragons Missionen leitet. "Das ist auch nötig, um künftige Generationen loszuschicken, das Universum zu erkunden. Wir wollen Tausende Menschen senden, nicht nur zehn." Im kommenden Jahr sollen Nasa-Astronauten sowohl mit Space-X als auch mit Boeing-Raketen von Florida aus ins All starten.

Wer kein Profi-Astronaut ist, kann 2018 bei Virgin Galactic buchen. 250 000 Dollar kostet ein Ticket bei Richard Bransons Firma, Ende des Jahres will sie erste Touristen mitnehmen. Flüge mit Profi-Astronauten sind schon für Anfang des Jahres geplant - wenn alles klappt, wofür Virgin Galactic bislang aber nicht bekannt ist. Branson selbst will auch mitfliegen. "Ich träume davon, seit ich die Mondlandung gesehen habe, und nächstes Jahr hoffe ich, dass ich ins All reisen werde", sagt er. Bransons Raumschiff VSS Unity ist allerdings so schwer, dass es nicht über die Grenze von 100 Kilometern über der Erdoberfläche hinausfliegen wird, bei der laut der Fédération Aéronautique Internationale das Weltall beginnt. Laut Definition der US Airforce beginnt das All allerdings bei 80 Kilometern - das will Virgin Galactic schaffen. Auch was unbemannte Flüge angeht, gibt es große Pläne für 2018. Fünf Teams haben Flüge zum Mond gebucht, sie wollen den berühmten Google Lunar XPrize gewinnen. Bis Ende März 2018 haben die Start-ups und Wissenschaftlergruppen Zeit, darunter Moon Express aus den USA und Space-IL aus Israel, um ein Gefährt auf dem Mond zu landen, sich dort 500 Meter fortzubewegen und Bilder zur Erde zu schicken. Die Gewinner bekommen 20 Millionen Dollar - weit weniger als die Entwicklung gekostet hat. "Es wird definitiv nächstes Jahr, wir sind in den letzten Zügen", verspricht Naveen Jain, Gründer und Hauptfinanzier von Moon Express. "Stellen Sie sich das vor: Unternehmer werden tun, was bislang nur Supermächte geschafft haben." Bisher sind nur Staaten zum Mond geflogen, mit Raumfahrtbehörden wie der Nasa. Moon Express möchte Rohstoffe auf dem Mond abbauen.

Neben den privaten Raumfahrtfirmen könnte auch von der Nasa bald mehr zu erwarten sein, denn die USA zeigen wieder Ehrgeiz für die Raumfahrt und Interesse an schnell vorzeigbaren Ergebnissen. Nach Jahren mit Sparprogrammen wies Präsident Donald Trump die Behörde an, eine Mondmission und eine bemannte Landung auf dem Mars zu planen. "Dieses Mal werden wir nicht nur unsere Flagge aufstellen und ein paar Fußabdrücke hinterlassen", sagte er, nannte aber keinerlei Details zu Zeitplan und Finanzierung.

Eines haben die kühnen Projekte von Präsident und Firmenchefs gemeinsam: Es kann noch einiges schiefgehen.

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