Pressestimmen nach Griechenland-Besuch:"Merkel hat die Isolation beendet"

Massenproteste auf den Straßen - und dennoch überwiegend positive Stimmen in den Medien. Einen Tag nach Angela Merkels Visite in Athen begrüßen die griechischen Zeitungen die Unterstützung der Kanzlerin. Einzig die Boulevard-Blätter setzen auf emotional aufgeladene Berichterstattung.

Griechische Medien haben den Athen-Besuch von Bundeskanzlerin Merkel überwiegend positiv aufgenommen. Die Mehrheit der Zeitungen kommentierte, dass die Visite Unterstützung für die griechischen Anstrengungen zeige und die Einschnitte, welche die Bevölkerung bisher auf sich genommen hat, würdige.

"Mit ihrer gestrigen Reise nach Athen hat Angela Merkel die zweieinhalbjährige Isolation beendet", kommentiert etwa die in der politischen Mitte angesiedelte Zeitung Ta Nea: "Sie kam, sie sah, sie versprach." Das Blatt stellte Merkel in einer Karikatur wie eine Säulen-Statue aus dem Erechtheion-Tempel auf der Akropolis dar. Säulen-Statuen stützen den Tempel. Die Zeitung merkte an, dass Merkel sich sehr vorsichtig geäußert habe. Sie habe aber klar anerkannt, dass die Griechen durch schwierige Zeiten gehen.

Die konservative Zeitung Kathimerini titelt: "Unterstützung von Merkel, Wettrennen gegen die Zeit". Das griechische Problem könne aber nicht mit einer einzigen Visite gelöst werden. "Trotzdem zeigen der Besuch der deutschen Kanzlerin und ihre Unterstützung für die griechische Regierung, dass das Land in der letzten Phase ist, kurz vor dem ersehnten Licht am Ende des Tunnels."

Die konservative Zeitung Eleftheros Typos sieht vor allem eine Botschaft von Merkel an Samaras: "Bringt alle Themen in den nächsten 30 Tagen unter Dach und Fach und wir werden eine Lösung finden." Auch die konservative Zeitung Adesmeftos zieht eine positive Bilanz. "Merkel steht Griechenland bei", wird dort geschrieben.

Die Parteizeitung der größten Oppositionspartei Bündnis der radikalen Linken (Syriza), I Avgi, bewertet die Ergebnisse des Besuches Merkel in Athen hingegen negativ. Samaras Regierung werde von Merkel "künstlich am Leben gehalten". Merkel habe Samaras "angebunden". Dies werde verheerende Konsequenzen für Griechenland haben.

Einige Boulevardblätter setzen weiter auf eine emotional aufgeladene Berichterstattung. "Sie unterstützt und erpresst", titelt etwa die kleine Boulevardzeitung Ellada. Die Zeitung unterstellt Merkel, sie habe Samaras gesagt, "entweder machst du was ich will oder du verlierst alles".

Merkel hatte den Griechen bei einem von Massenprotesten begleiteten Kurzbesuch in Athen die Hilfe Deutschlands auf dem schmerzhaften Sparkurs zugesagt. "Ich bin zutiefst überzeugt, dass sich dieser schwere Weg lohnt, und Deutschland möchte dabei ein guter Partner und Freund sein", sagte die Kanzlerin. Allerdings ließ sie keine Bereitschaft zu Abstrichen an den Reformen erkennen.

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