Presse zu Tsipras-Besuch bei Merkel:"Gib das Geld her"

Die griechische Presse gibt Premier Alexis Tsipras fromme Wünsche und forsche Forderungen nach Berlin mit. Ein Überblick.

Nach seiner Landung in Berlin-Tegel wird Alexis Tsipras von einer Ehreneskorte aus fünf Polizisten auf Motorrädern zu Angela Merkel gebracht. Die Nacht wird der griechischen Ministerpräsident im Hotel verbringen. "Die Kosten für Transport und Übernachtung", so teilt die Deutsche Presse-Agentur mit, werden "vom deutschen Staat übernommen". Dies sei aber "keine Ausnahme" oder gar eine "Sonderhilfe für die Griechen", beeilt sich die dpa zu erläutern, "sondern international so üblich".

Lange ist kein ausländischer Regierungschef in Berlin mit so viel Spannung erwartet worden wie die erste offizielle Visite von Alexis Tsipras. Wie empfindlich das deutsch-griechische Verhältnis derzeit ist, zeigt sich auch daran: dass es plötzlich erwähnenswert ist, wer die Hotelrechnung eines Staatsgastes bezahlt.

Vor knapp zwei Monaten hat der griechische Premierminister sein Amt angetreten, seitdem befindet sich das deutsch-griechische Verhältnis in einem Zustand gereizter Daueranspannung. Reparationsforderungen, Pfändungsdrohungen, Stinkefinger - die Tage sind selten geworden, an denen zwischen Berlin und Athen keine Giftpfeile fliegen.

Der Besuch in Berlin soll dazu beitragen, das zerrüttete deutsch-griechische Verhältnis zu beruhigen und auf eine sachliche Ebene zurückzubringen. Tsipras wird Merkel eine Liste mit Reformen präsentieren, die die Hilfsbereitschaft der euopäischen Geldgeber wiederbeleben soll - besonders die Hilfsbereitschaft Berlins. Die Stimmung der griechischen Medien bewegt sich vor Tsipras' Berlin-Besuch zwischen vorsichtig hoffnungsvoll - und durchaus selbstbewusst.

  • "Berliner Stunde für die Liste Tsipras': Der Reformplan und die zerbrechlichen Beziehungen auf der Tagesordnung mit der Kanzlerin", titelt Ta Nea, die Zeitung der politischen Mitte.
  • "Hier hast du die Liste - gib das Geld her" - so stellt sich die linke griechische Zeitung Efimerida ton Syntakton das Aufeinandertreffen des griechischen Regierungschefs und der deutschen Kanzlerin vor.
  • Beim Treffen von Merkel und Tsipras komme heute "alles auf den Tisch", schreibt das Boulevardblatt Ethnos.
  • Er stehe bei den Verhandlungen in Berlin unter "keinem Druck" - mit diesem Tsipras-Zitat macht das Syriza-nahe Blatt I Avgi auf seiner Homepage auf.
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