Hu Jintao in den USA:"Kleine Schritte sind besser"

"Lautstarke Kritik" hätten sich einige US-Medien anlässlich des Besuchs von Chinas Präsident Hu Jintao in den USA gewünscht. Andere Zeitungen erklären, warum ein sanfter Kurs machmal effektiver ist.

Die amerikanischen Medien werten das Treffen zwischen Chinas Staatspräsident Hu Jintao und US-Präsident Barack Obama als zaghafte Annäherung in wichtigen Fragen. Einige loben, dass Obama die Verletzung der Menschenrechte angesprochen hat - diese Kritik hätte für andere aber stärker ausfallen können.

Barack Obama, Hu Jintao

Beim Besuch von Chinas Präsident Hu Jintao im Weißen Haus versagte zwischenzeitlich die Simultanübersetzung. Trotzdem fanden die beiden Präsidenten einen Weg, miteinander ins Gespräch zu kommen.

(Foto: AP)

Von einer Politik der kleinen Schritte spricht zum Beispiel die New York Times. Aber: "Kleine Schritte sind besser als gar keine Schritte". Außerdem hätten sich die Chinesen Mühe gegeben, dem Treffen eine "Aura des Neubeginns" zu verleihen, sodass Präsident Obama ein "neues Kapitel" in der Freundschaft der beiden Giganten beginnen könne, schreibt das Blatt.

Gerade angesichts des schwierigen politischen Verhältnisses zwischen den USA und China sei die Annäherung der beiden Großmächte ein wichtiges Zeichen gewesen. Die beiden Staatenlenker hätten damit begonnen "aus dem selben Buch zu lesen", schreibt die New York Times.

Dass Obama die Menschenrechtsverletzungen Chinas angesprochen habe, sei wichtig gewesen, denn in der Vergangenheit wurde ihm von Kritikern diesbezüglich oft ein zu sanfter Kurs China gegenüber vorgeworfen. Dieses Mal habe er die Frage zumindest klar angesprochen.

Auch China hat nach Ansicht der US-Medien von dem Staatsbesuch profitiert. Die Washington Post wertet den Besuch ihres Präsidenten in den USA sowohl für die Kommunistische Partei als auch für Hu selbst als Erfolg. Die chinesische Führung habe sich gut inszeniert, und damit das Ansehen in der eigenen Bevölkerung gestärkt.

Und noch etwas sei neu am Verhältnis zwischen China und den USA: Die USA bemühten sich, China als ebenbürtigen Partner zu behandeln. Und der chinesischen Führung sei es gelungen, dieses Bild auch in heimischen Zeitungen zu präsentieren, so die Washington Post. Für Obamas Regierung sei das Treffen zumindest glatt verlaufen und habe Fortschritt in einigen schwierigen Fragen gebracht. Nach einem schwierigen Jahr haben sie ein Fundament für eine Beziehung gelegt. Allerdings habe "in der Balance zwischen Symbolik und Substanz" die Symbolik überwogen.

Andere Zeitungen sind in der Bewertung kritischer. Präsident Obama habe sich zwar für die Einhaltung der Menschenrechte in China eingesetzt, aber nur im privaten Gespräch klare Worte gefunden. Die LA Times hätte sich "lautstarke Kritik" gewünscht, auch bezüglich der Inhaftierung des Nobelpreisträgers Liu Xiaobo. Der US-Präsident hätte leidenschaftlicher und pointierter sein können, zeigt sich das Blatt enttäuscht.

Dennoch räumt auch die LA Times ein, es habe auch pragmatische Gründe für die Zurückhaltung Obamas gegeben und die grundsätzliche Botschaft sei bei Hu Jintao offenbar angekommen. Die beiden Länder seien schließlich wirtschaftlich voneinander abhängig. "Er war vernünftig und wertend zugleich", lautet das Fazit der Zeitung gegenüber Obama.

In die Geschichtsbücher eingehen wird der Besuch wohl nicht. Dieses Urteil fällt zumindest das Forbes Magazine. Allerdings sei auch nicht zu erwarten gewesen, dass Hu Jintao große Abweichungen vom Protokoll machen würde. Da sind zum Beispiel die Bekenntnisse, dass China Fortschritte im Hinblick auf die Menschenrechte machen wolle: "Das hört man aus Peking schon seit Jahren", kommentiert das Magazin. Aber vielleicht gehe es in dem Treffen auch "nicht um Substanz, sondern um den äußeren Schein". Schon dieser erzeuge einen Eindruck von der sich wandelnden Beziehung zwischen der aktuellen Supermacht und der aufsteigenden. "Man sollte die subtile Macht von Präsidentschaftstreffen nicht unterschätzen", mahnt die Zeitschrift.

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