Pressefreiheit in den USA:Angesehener US-Reporterin droht Beugehaft

Für den Richter ist es ein "klassischer Interessenskonflikt", für US-Journalistenverbände ein "trauriges Beispiel": Weil sie ihren Informanten zu einer Geschichte über die Gründe für den Irak-Krieg nicht preisgeben will, soll eine prominente Reporterin der New York Times ins Gefängnis.

"Es ist erschreckend, wenn Journalisten ins Gefängnis müssen, wenn Sie ihren Job richtig machen", sagte die in den USA bekannte Journalistin Miller. Das Komitee zum Schutz von Journalisten (CPJ) in New York äußerte sich "tief besorgt" über den Fall.

Pressefreiheit in den USA: Judith Miller weigert sich, ihre vertraulichen Quellen zu veraten.

Judith Miller weigert sich, ihre vertraulichen Quellen zu veraten.

(Foto: Foto: AP)

Miller weigert sich, mit einer Aussage zu den staatsanwaltlichen Ermittlungen nach einer undichten Stelle im US-Geheimdienst CIA beizutragen.

Neben Miller befinden sich auch andere Journalisten im Visier des Gerichts. "Die USA bieten ein trauriges Beispiel für die Welt, wo viele Regierungen Journalisten zwingen wollen, ihre Quellen offen zu legen", sagte CPJ-Direktorin Ann Cooper.

Bundesrichter Thomas Hogan vom Bezirksgericht in Washington setzte die Beugehaft zunächst aus, damit Miller ihre Rechtsmittel ausschöpfen könne. Richter Hogan hatte betonte, dass es hier einen "klassischen Interessenkonflikt" gebe.

Miller handle zwar "in gutem Glauben" und versuche nur, ihre verfassungsmäßig geschützten Rechte wahrzunehmen.

Da es sich in dem Fall jedoch um "ein schweres Verbrechen" gehe, müsse als letztes Mittel auch eine Journalistin aussagen. Sie habe deshalb kein Recht darauf, die Aussage zu verweigern.

Die Staatsanwaltschaft will herausfinden, wer Journalisten im Frühjahr darüber informierte, dass Valerie Plame, die Frau des ehemaligen US-Sonderbotschafters in Afrika, Joseph Wilson, für die CIA tätig gewesen war.

Wilson hatte sich den Zorn der US-Regierung zugezogen, als er wiederholt öffentlich bezweifelte, dass der ehemalige irakische Präsident Saddam Hussein tatsächlich - wie früher von der Regierung in Washington behauptet - in Afrika versucht hatte, nukleares Material zu besorgen.

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