Präsidentschaftswahlen in Haiti:Hoffen auf den Neuanfang

Trotz Erdbebenverwüstungen und Cholera hat die Regierung in Haiti Wahlen abgehalten. Kandidaten und Demonstranten wollen die Abstimmung annulieren lassen. Doch erst eine neue Regierung wird etwas gegen die Epidemie unternehmen können. In Bildern.

9 Bilder

-

Quelle: AP

1 / 9

Trotz Erdbebenverwüstungen und einer Cholera-Epidemie hat Haitis Regierung am Sonntag Präsidentschafts- und Parlamentswahlen abgehalten. Die leidgeplagten Menschen hoffen, dass die versprochenen Hilfen endlich bei ihnen ankommen, wenn der ungeliebte Präsident René Préval abgelöst wird.

18 Kandidaten bewarben sich um die Nachfolge des Staatspräsidenten, der nach zwei Amtszeiten nicht mehr antreten durfte. Inzwischen fordern allerdings bereits zwei Drittel der Kandidaten, die Wahl zu annullieren, denn...

Haiti - Wahlen

Quelle: dpa

2 / 9

...die Abstimmung verlief unter teilweise chaotischen Umständen. Beobachter sprechen von zahlreichen Unstimmigkeiten, Gewalt und Einschüchterungsversuchen. Nach der Wahl gab es teilweise gewalttätige Proteste. Die Demonstranten fordern, die Abstimmung zu wiederholen. Bereits vor dem Wochenende hatten zahlreiche Menschen dagegen protestiert, die Wahl trotz der katastrophalen Lage im Land abzuhalten. Doch die Hilfszusagen der Geberländer sind überwiegend an die Bedingung geknüpft, dass eine unbestechliche und stabile Regierung das Geld verwaltet.

(Im Bild: Ein spontaner Protestzug in Port-au-Prince fordert Neuwahlen.)

-

Quelle: AP

3 / 9

Um das Land wieder aufzubauen und die Cholera-Epidemie wirksam zu bekämpfen, sei eine neu gewählte Regierung notwendig, verteidigte der Chef der UN-Mission in Haiti, Edmond Mulet, die Wahlen. Mitarbeiter von Hilfsorganisationen befürchten nun, dass die Unruhen weitergehen und der Kampf gegen die Cholera weiter verzögert wird. In den Flüchtlingslagern patroullieren UN-Soldaten. Erste Ergebnisse der Abstimmung werden nicht vor dem 5. Dezember erwartet, im Januar könnte es eine Stichwahl geben.

Erst einmal wird das Sterben also weitergehen, befürchten Mitarbeiter von Hilfsorganisationen.

A cholera victim awaits treatment inside a hospital run by Doctors Without Borders in Port-au-Prince

Quelle: Reuters

4 / 9

Verschmutztes Wasser, fehlende Sanitäranlagen, Müllberge: Die schlechten hygienischen Zustände in den meisten haitianischen Wohngebieten nach dem schweren Erdbeben vom 12. Januar begünstigen die Ausbreitung der Cholera. Die Regierung in Port-au-Prince teilte mit, dass die Seuche inzwischen mehr als 1600 Menschenleben gefordert hat. 70.000 Haitianer sind an der Cholera erkrankt. Und die Zahlen werden wohl noch steigen.

Haiti Battles With Cholera Outbreak, As Death Toll Surpasses 1,000

Quelle: Getty Images

5 / 9

Ärzte und Helfer befürchten, dass die Seuche, die am 19. Oktober in dem geplagten Karibikstaat ausgebrochen ist, ihren Höhepunkt noch lange nicht erreicht hat. Um die Cholera unter Kontrolle zu bringen, seien zwei Voraussetzungen notwendig: sauberes Trinkwasser und ein funktionierendes Gesundheitssystem. Beides gebe es in Haiti nicht.

Ein Mitarbeiter des Gesundheitsministeriums desinfiziert die Stelle, an der Nachbarn die Leiche eines mutmaßlichen Cholera-Opfers gefunden hatten.

A cholera victim awaits treatment inside a hospital run by Doctors Without Borders in Port-au-Prince

Quelle: Reuters

6 / 9

Die Vereinten Nationen (UN) befürchten, dass ohne einen stärkeren Einsatz der internationalen Gemeinschaft bis zu 400.000 Haitianer an der Cholera erkranken könnten. Ursprünglich war man von etwa halb so vielen gefährdeten Menschen ausgegangen. Die Spenden kämen zu langsam, sagte eine UN-Sprecherin: "Von den 164 Millionen Dollar an Spenden, zu denen wir aufgerufen haben, haben wir erst 19,4 Millionen."

Haitians cholera victims receive treatment inside a hospital run by Doctors Without Borders in Port-au-Prince

Quelle: Reuters

7 / 9

Die Krankenhäuser sind überfordert, ständig treffen neue Patienten ein, viele von ihnen halb bewusstlos. In der Hauptstadt Port-au-Prince rufen die Behörden auf Plakaten zum Händewaschen auf - ein hilfloser Appell in einer Stadt, von der das Erdbeben nicht viel mehr als Trümmer übriggelassen hat.

Nach Erdbeben in Haiti - Junge vor Flüchtlingslager

Quelle: dpa

8 / 9

Nicht nur die Häuser, die von den Erdstößen verschont wurden, auch die Flüchtlingslager sind vollkommen überfüllt. Experten warnen, dass die Epidemie aus den halbzerfallenen Wohngebieten auf die Zeltlager übergreifen könnte. 1,5 Millionen Menschen leben dort unter einfachsten Bedingungen.

-

Quelle: AP

9 / 9

Seit etwa einem Jahrhundert hat es die Cholera in Haiti nicht mehr gegeben. Unter der Bevölkerung halten sich hartnäckige Gerüchte, die Epidemie sei von nepalesischen UN-Mitarbeitern eingeschleppt worden. Die Vereinten Nationen weisen die Vermutung zurück. Untersuchungen hätten ergeben, dass der Erreger nicht aus Nepal stamme. In den vergangenen Tagen gab es in verschiedenen Städten des Landes Demonstrationen gegen die eingesetzten UN-Soldaten.

© sueddeutsche.de/sl/com/gba/jja
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: