Präsidentschaftswahl in Russland:Putins hoffnungslose Rivalen

Sowjet-Apparatschiks, Rassisten, Marionetten - und der Premier: Alles deutet darauf hin, dass Wladimir Putin am Sonntag im ersten Wahlgang zum russischen Präsidenten gewählt wird. Trotzdem machen vier Männer Russlands starkem Mann Konkurrenz - oder versuchen es zumindest. Putin und seine Möchtegern-Rivalen im Kandidatencheck.

Hannah Beitzer

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Ihn braucht man eigentlich nicht mehr vorstellen: Wladimir Putin war schon zwei Amtszeiten lang, nämlich von 2000 bis 2008, russischer Präsident. Da die russische Verfassung für den Staatschef nur eine Wiederwahl vorsieht, wechselte er danach den Posten und wurde Ministerpräsident.

Mit seinem Wunschnachfolger Dmitrij Medwedjew bildete er von 2008 bis 2012 ein Tandem - wenngleich immer völlig klar war, wer vorne und wer hinten strampelt. Wirklich überrascht hat es also niemanden, dass Putin im Herbst 2011 verkündete, abermals für seine Partei Einiges Russland als Präsident kandidieren zu wollen. Die Verfassung, so argumentierte er, verbiete bloß zwei Amtszeiten hintereinander. Mit einer Legislatuperiode Pause könne man ohne weiteres wieder antreten.

Jüngsten Umfragen zufolge wird er mit diesem Bäumchen-wechsel-dich-Spiel Erfolg haben: Das unabhängige Meinungsinstitut Lewada sieht Putin mit 66 Prozent der Stimmen vorne, das staatliche Institut WZIOM geht von etwa 53 Prozent aus. So oder so würde Putin im ersten Wahlgang zum Präsidenten gewählt werden.

Dennoch, die Popularität Putins schwindet. Schon seit den russischen Parlamentswahlen im Dezember 2011 gehen regelmäßig Menschen für mehr Demokratie auf die Straße. In den Großstädten Moskau und Sankt Petersburg wird er in diesem Jahr wohl die absolute Mehrheit verfehlen. Für Putin völliges Neuland: 2004 wurde er noch mit mehr als 70 Prozent der Stimmen gewählt, genau wie sein Nachfolger Medwedjew im Jahr 2008.

DEMONSTRATION ZUM REVOLUTIONSTAG - KP-CHEF SJUGANOW

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Wladimir Putins größter Konkurrent - wenn man davon bei Prognosen von mehr als 50 Prozent überhaupt sprechen kann - ist Kommunistenchef Gennadij Sjuganow. Ihn wollen jüngsten Umfragen zufolge zwischen zehn und 15 Prozent der Russen wählen. Die Demonstranten auf den Straßen gehören jedoch mehrheitlich nicht zu seinen Anhängern. Ihm haftet der Ruf eines Sowjet-Apparatschiks an, die Kommunisten gelten in Russland vor allem als Partei der Rentner und Sowjetnostalgiker.

Milliardär Prochorow zur Kremlwahl zugelassen

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Präsidentschaftswahl in Russland:Prochorow

Er findet vor allem in den Großstädten viele Unterstützer: Michael Prochorow, 46 Jahre alt und drittreichster Mann Russlands. Der Milliardär präsentiert sich als liberale Alternative zu Putin: Staatsmonopole will er zerschlagen, Zensur abschaffen und den inhaftierten Ex-Yukos-Chef Michail Chodorkowskij freilassen. Doch nicht alle sind von Prochorows Unabhängigkeit überzeugt: Manchen gilt er gar als Marionette des Kreml, ein Köder, den Putin der unzufriedenen Mittelschicht hinwirft. Chancen, Putin zu besiegen, hat er ohnehin nicht - Meinungsumfragen sehen ihn bei fünf bis sechs Prozent der Stimmen.

Schirinowski präsentiert Lugowoi als Kandidat für russische Wahl

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Als Politclown und rechtsextremer Randalierer ist Wladimir Schirinowskij (rechts, mit dem Ex-KGB-Agenten Andrej Lugowoj) bekannt. Seine Liberaldemokratische Partei hat mit dem hiesigen Verständnis von Liberalität und Demokratie nicht viel zu tun - Schirinowskij fischt vor allem Wähler am rechten Rand ab: Die Anschläge vom 11. September 2001 hält er für eine CIA-Verschwörung, er hetzt gegen Israel und inszeniert sich als russischer Nationalist, oft äußert er sich rassistisch. In der Duma stimmt seine Partei aber ohnehin meist mit dem Kreml ab, was ihm, ebenso wie Prochorow, den Ruf einer Marionette Putins eingetragen hat.

Das kommt in Russland erstaunlich gut an: Noch Ende 2011 war er in Umfragen fast mit den Kommunisten gleichauf. Doch inzwischen kann er wohl nur noch mit acht Prozent der Stimmen rechnen.

Sergey Mironov, presidential candidate

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Und noch eine Marionette: Sergej Mironows Partei Gerechtes Russland wurde einst als Mitte-links-Alternative zu Wladimir Putins Einiges Russland geschaffen - sie winkt, wie auch die Liberaldemokraten, die meisten Gesetzesentwürfe der Kreml-Partei in der Duma einfach durch. Bereits 2004 trat Mironow als Präsidentschaftskandidat an - und erhielt nicht einmal ein Prozent der Stimmen. Zuletzt versuchte er dennoch, die Anti-Putin-Proteste für sich zu nutzen. "Ich mache das nicht, um anzutreten, sondern um zu gewinnen", sagte er unlängst. Er rechne fest mit einer Stichwahl. Dass es tatsächlich so weit kommt, ist unwahrscheinlich. Und wenn, dann wäre Mironow selbst nicht der zweitstärkste Kandidat. In jüngsten Umfragen kommt er auf fünf Prozent der Stimmen.

© Süddeutsche.de/beitz/odg
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