Präsidentschaftswahl in Liberia:Ex-Weltfußballer Weah gewinnt Präsidentenwahl in Liberia

A supporter of George Weah listens to the announcement of the presidential election results on the radio, in Monrovia, Liberia

Ein Wahlplakat von George Weah in Monrovia: Weah hat sich in der Stichwahl durchgesetzt.

(Foto: REUTERS)
  • George Weah, Weltfußballer des Jahres 1995, wird neuer Präsident Liberias.
  • Nach vorläufigen Ergebnissen liegt er uneinholbar vor seinem Konkurrenten, dem ehemaligen Vizepräsidenten Joseph Boakai.
  • Es ist Weahs zweite Bewerbung um das höchste Staatsamt - 2005 unterlag er Ellen Johnson Sirleaf.

Goerge Weah hat die Stichwahl um das Präsidentenamt in Liberia gewonnen. Wie die Wahlkommission am Donnerstag nach Auszählung fast aller Stimmen mitteilte, kam der ehemalige Weltfußballer auf 61,5 Prozent. Auf seinen Kontrahenten, den Vizepräsidenten Joseph Boakai von der regierenden Einheitspartei (UP), entfielen 38,5 Prozent. Der erste Wahlgang im Oktober hatte kein eindeutiges Ergebnis geliefert. Deshalb mussten nun Weah und Boakai in einer Stichwahl gegeneinander antreten. Erstmals wurden die Wahlen nicht von einer UN-Friedenstruppe überwacht.

Trotz Unregelmäßigkeiten grünes Licht für die Wahl

Insgesamt waren 1,9 Millionen Stimmberechtigte für die Wahl registriert. Die Wahl war am Dienstag ohne Zwischenfälle verlaufen. Die Beteiligung war offenbar deutlich niedriger als in der ersten Runde, die Weah mit 44,4 Prozent vor Boakai mit 33,1 Prozent für sich entschieden hatte. Die bisherige Amtsinhaberin Ellen Johnson Sirleaf war nach zwei Amtszeiten nicht wieder angetreten. Die Stichwahl hatte sich wegen der Anfechtungsklage eines unterlegenen Kandidaten verzögert, das oberste Gericht gab aber trotz Unregelmäßigkeiten grünes Licht für die Wahl.

An der Seite Weahs kandidierte die Ehefrau des Ex-Diktators Charles Taylor, Jewel Taylor, für das Vizepräsidentenamt. Taylor sitzt in Großbritannien wegen Kriegsverbrechen im Gefängnis. Es bestehen Befürchtungen, dass unter Weah die für ihre Gewalt berüchtigten Warlords an die Macht zurückkehren könnten.

Für Weah war es bereits der zweite Anlauf zum höchsten Amt. 2005 unterlag er in der Stichwahl gegen Ellen Johnson Sirleaf. Die Havard-Absolventin wurde die erste Präsidentin eines afrikanischen Landes. Und ein Liebling des Westens. Sie bekam 2011 den Friedensnobelpreis für ihre Bemühungen, das Land zu versöhnen. Weah könnte nun in ihre Fußstapfen treten.

Die Biographie von "King George" war zugleich sein Wahlprogramm

George Weah wurde als Fußballer des AC Milan bekannt, mit dem er italienischer Meister wurde. Nach seiner Fußballkarriere hat der heute 50-Jährige in seiner Heimat Liberia die Partei "Congress for Democratic Change" gegründet, an deren Spitze er für das Amt des Präsidenten kandidierte.

In seiner Heimat wird Weah schon lange "King George" genannt, weil er nicht nur Meisterschaften gewann, sondern 1995 als erster und bisher einziger Afrikaner Weltfußballer des Jahres wurde. Weah könnte in einer seiner Villen auf der ganzen Welt leben, er könnte in seinem eigenen Restaurant in Miami essen gehen oder sich um seine Pferdezuchten kümmern. Oder er könnte die Karriere seines Sohnes managen, der gerade bei Paris Saint-Germain unterschrieben hat.

Weah aber strebte in das Präsidentenamt - obwohl es dort nicht viel zu gewinnen gibt. Liberia leidet noch unter den Folgen des langen Bürgerkrieges. Etwa 85 Prozent der Bevölkerung leben unterhalb der Armutsgrenze. Das Bildungssystem liegt am Boden. Weah wuchs in einem Slum der Hauptstadt Monrovia auf, der Vater starb früh. Seine Biografie war zugleich sein Wahlprogramm: Ich habe es geschafft, und ihr könnt es auch. "Wie viele von euch war ich ein Opfer der Armut", sagte Weah seinen Wählern.

Liberia wurde 1847 von befreiten Sklaven gegründet und ist der älteste moderne Staat Afrikas. Nach einem gewaltsamen Militärputsch 1980 drohte das Land zwischen 1989 und 2003 in einem der blutigsten Bürgerkriege des Kontinentes unterzugehen. Die Ebola-Krise von 2014 bis 2016 verstärkte danach die wirtschaftlichen Probleme des Landes.

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