Brasilien:Lulas Wunschkandidatin muss in die Stichwahl

Bei der Präsidentschaftswahl in Brasilien erhält Dilma Rousseff zwar die meisten Stimmen, verfehlt mit 46,5 Prozent jedoch die absolute Mehrheit. Die eigentliche Gewinnerin des Abends ist eine Grüne.

Bei der Präsidentschaftswahl in Brasilien hat die Favoriten Dilma Rousseff zwar die meisten Stimmen geholt, die absolute Mehrheit in der ersten Runde jedoch verpasst. Die vom scheidenden Staatschef Luiz Inácio Lula da Silva unterstützte Kandidatin der Arbeiterpartei (Partido dos Trabalhadores, PT) erreichte bei dem Urnengang am Sonntag nicht die erforderliche Mehrheit von 50 Prozent. Somit entscheidet Brasilien erst am 31. Oktober in einer Stichwahl über die Nachfolge Lulas.

Brazilian presidential candidate for the Ruling Workers Party (PT) Dilma Rousseff speaks after the results of the Brazil's general elections, in uBrasilia

Muss sich Oppositionsführer Serra in der Stichwahl stellen: Dilma Rousseff.

(Foto: Reuters)

Für Lula und Rousseff war das Ergebnis ein deutlicher Dämpfer. Nach Auszählung von mehr als 97 Prozent der Stimmen lag die linke Regierungskandidatin bei 46,52 Prozent. Auf ihren Herausforderer, den Ex-Gouverneur von São Paulo, Serra, entfielen 32,78 Prozent. Als eigentliche Gewinnerin der Wahl galt die grüne Ex-Umweltministerin Marina Silva, die ihren Stimmenanteil im Vergleich zu vorherigen Umfragen auf 19,56 Prozent nahezu verdoppeln konnte.

In den kommenden Wochen wird es entscheidend davon abhängen, ob und welchen Kandidaten sie und ihre Partei im Wahlkampf unterstützen. Die Grünen-Politikerin betonte, Brasilien habe jetzt noch eine zweite Chance. "Die Wählerstimmen gehören weder Dilma (Rousseff), noch (José) Serra noch Marina (Silva) - die Stimme gehört dem Wähler", sagte die 52-Jährige unter Beifall ihrer Anhänger. Sie war 2008 aus Enttäuschung über die Umweltpolitik als Ministerin aus der Regierung Lulas ausgetreten.

Lula durfte am Sonntag nach zwei Amtszeiten nicht mehr antreten und übergibt seinem Nachfolger am 1. Januar 2011 das Amt. Umfragen hatten Lulas Parteigenossin Rousseff zuletzt stets über 50 Prozent gesehen. Allerdings könnte ihrem Ansehen ein Korruptionsskandal um ihre Nachfolgerin im Amt der Kabinettschefin geschadet haben. Ihre frühere Vertraute Erenice Guerra hatte nach Vorwürfen der Vetternwirtschaft mitten im Wahlkampf vor rund zwei Wochen ihren Rücktritt erklären müssen.

José Serra steht nun am 31. Oktober zum zweiten Mal in seiner Karriere in einer Stichwahl fürs Präsidentamt. 2002 hatte er die zweite Runde verloren - damals gegen Amtsinhaber Lula.

Insgesamt waren am Sonntag mehr als 135 Millionen Wahlberechtigte in Brasilien zur Stimmabgabe aufgerufen. Sie wählten auch alle 513 Abgeordneten des Bundesparlamentes, 54 von 81 Senatoren, alle Gouverneure der 26 Bundesstaaten und des Hauptstadt-Distriktes Brasília und alle Regionalparlamente.

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