Post:Mal ärgert man sich...

Streiks bei Bahn oder Post nerven, aber sie gehen vorbei.

Von Detlef Esslinger

Welche Auswirkungen auf die Allgemeinheit hat eigentlich so ein unbefristeter Streik? Die Neugier auf diese Frage dürfte sich bei den meisten Deutschen mittlerweile in Grenzen halten. Nachdem Lokführer, Erzieherinnen und Postboten nun Anschauung geliefert haben, ist die erfreuliche Nachricht zunächst einmal: Ein weiterer Konflikt, bei einer bislang unauffällig gebliebenen Berufsgruppe, steht zumindest in diesem Jahr nicht mehr an.

Gelegentlich gibt es Aufforderungen an "die" Politik, doch etwas zu unternehmen gegen all die Streiks und deren Wirkung auf Unbeteiligte. Die große Koalition hat aber soeben erst etwas unternommen - sie hat das Gesetz zur Tarifeinheit verabschiedet, das auf kleinere Gewerkschaften abzielt; es will ihnen viel von ihrer Macht nehmen. Einen Poststreik wird es auch in Zukunft nicht verhindern. In dem Konzern werden alle Berufsgruppen praktisch nur von der Großgewerkschaft Verdi organisiert. Und auf das nächste Anti-Streik-Gesetz sollte niemand hoffen.

Streiks sind ebenso lästig, wie sie Ausdruck einer lebendigen Demokratie sind. Jeder muss die Möglichkeit haben, für seine Rechte zu kämpfen. Wer sich über Lokführer oder Paketboten ärgert, legt vielleicht ein andermal selber die Arbeit nieder. Manchmal geraten Streiks arg exzessiv, und sämtliche Kontrahenten offenbaren wenig Gemeinsinn. Aber wie wollte man den verordnen?

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