Positive Signale aus Nordkorea:Kim Jong Un reaktiviert wichtige Hotline

Vorsichtige Annäherung auf der Koreanischen Halbinsel: Nordkorea hat die seit März gekappte ständige Telefonverbindung nach Südkorea wiederhergestellt. Nach monatelangen Spannungen wollen beide Staaten zudem bald zu einem Arbeitstreffen zusammenkommen.

Monatelang hatte Nordkoreas Diktator eine Provokation auf die andere folgen lassen: Erst demonstrierte Kim Jong Un mit einem Atomtest seine Entschlossenheit, dann kündigte er den seit 60 Jahren bestehenden Nichtangrifsspakt mit dem Süden auf und drohte Südkorea und den USA gar offen mit einem Atomkrieg.

Jetzt deutet sich eine vorsichtige Annäherung beider Staaten an: Bereits am Donnerstag war die Regierung in Pjöngjang überraschend auf Forderungen des Südens nach Regierungsgesprächen eingegangen. Beide Seiten wollen über die Normalisierung der Beziehungen und über humanitäre Fragen sprechen.

Jetzt folgt noch ein weiterer Schritt der Deeskalation: Mit der Reaktivierung einer wichtigen Telefonverbindung zum Süden hat Nordkorea seiner Gesprächsinitiative eine erste Tat folgen lassen. Die Führung in Pjöngjang schaltete am Freitag die ständige Leitung zum Roten Kreuz wieder frei, die sie im Zuge ihre Angriffsdrohungen gegen Südkorea und die USA im März gekappt hatte. Die Telefonverbindung war 1971 vom Roten Kreuz hergestellt worden, beide Seiten kommunizierten gewöhnlich zweimal täglich darüber.

Als Termin für ein erstes Treffen schlug Nordkorea zudem Sonntag vor. Damit verdichteten sich die Signale, dass das abgeschottete Land an einer Lageentspannung interessiert ist.

Ziel der Gespräche - die zunächst von Unterhändlern und noch nicht auf Ministerbene geführt werden sollen - ist unter anderem einer Wiedereröffnung der Sonderwirtschaftszone Kaesong. Dort beschäftigten südkoreanische Firmen 53.000 nordkoreanische Arbeiter zur Herstellung von Billigprodukten, bis Nordkorea den Industriepark auf dem Höhenpunkt der Spannungen Anfang April schloss. Bei den Gesprächen soll es auch darum gehen, Treffen von Familienangehörigen, die durch den Koreakrieg von 1950 bis 1953 getrennt wurden, wieder zu erlauben.

Allerdings sind sich beide Seiten offenbar noch nicht einig, wo das Treffen abgehalten werden soll. Seoul will die Gespräche auf südkoreanischer Seite in Panmunjom führen. Nordkorea hatte die grenznahe Stadt Kaesong auf seinem Gebiet vorgeschlagen.

Es wären die ersten Gespräche seit langer Zeit. Zuletzt fanden im Februar 2011 Debatten auf Arbeitsebene statt. Gespräche auf Ministerebene gab es seit dem Jahr 2007 nicht mehr.

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