Porträt:Vincent Bolloré - der Gastgeber Sarkozys

Der Unternehmer will einer der wichtigsten Medien-Macher Frankreichs werden - mit Sarkozys Hilfe.

Michael Kläsgen

Im Fouquet's brachte Vincent Bolloré den frisch gewählten Präsidenten auf die Idee. Ob der nicht ein paar Tage ausspannen wolle auf seiner Yacht im Mittelmeer? Sogar seinen Privatjet würde der Industrielle ihm zur Verfügung stellen, um nach Malta zu fliegen.

Nicolas Sarkozy hatte einen anstrengenden Wahlkampf hinter sich. Seit nicht einmal zwei Stunden war es geschafft, er hatte gewonnen und saß nun mit seinen Freunden abgeschirmt im Edelrestaurant an den Champs-Elysées: mit dem Selfmade-Milliardär Vincent Bolloré, mit seinem Trauzeugen und Baukönig Martin Bouygues und anderen illustren Persönlichkeiten aus der Pariser Geschäftswelt.

Es ist eine schöne Yacht, die ihm sein Freund Bolloré da anbot: 60 Meter lang, Whirlpool, Karaoke-Bar, sieben Kabinen, sehr stilvoll eingerichtet. Jedermann kann sie sich im Internet ansehen, die Paloma, und mieten kann man sie auch, für 173.000 Euro pro Woche, wohlgemerkt ohne Personal und Verpflegung.

Herr eines verworrenen Konglomerats

Bolloré, 54, Herr eines verworrenen Konglomerats aus Eisenbahnlinien in Afrika, Reedereien, Tankstellen-Marken und Konzern-Beteiligungen, meinte es offenbar nur gut. Seit 20 Jahren kennt der Bretone den zwei Jahre jüngeren Sarkozy, der schließlich zusagte, obwohl er zuvor angedeutet hatte, sich nach der Wahl ins Kloster zurückziehen zu wollen.

Beide kennen sich, weil eines der zahllosen Anwesen des früheren Papierhändlers in dem feinen Pariser Vorort Neuilly liegt. Dort ist Sarkozy seit seinem 29. Lebensjahr Bürgermeister. Man kennt sich und hilft sich. Deswegen konnte der stets braun gebrannte, sportliche Bolloré auch die Aufregung um seine Einladung nicht nachvollziehen.

Er habe sich geehrt gefühlt, den Präsidenten und seine Familie verwöhnen zu dürfen, sagte er schließlich am Mittwoch, als die öffentliche Empörung fast erdrückend wurde. Natürlich zahle nicht der Staat, fügte er in Richtung Opposition hinzu, sondern er, Bolloré, komme dafür auf.

Doch damit dürfte die Sache kaum ausgestanden sein. Das Treffen im Fouquet's zeigt die Verfilzung Sarkozys mit der französischen Industrie. Bolloré will von Sarkozys Freund Bouygues den meist gesehenen Fernsehkanal des Landes, TF1, kaufen. Das Geld aus dem Verkauf braucht Bouygues wiederum, um beim staatlichen Atomkonzern Areva einzusteigen. Das geht aber nur, wenn Sarkozy zustimmt. So schließt sich der Kreis.

Schachern um den wichtigsten französischen TV-Kanal

Bolloré würde mit dem Kauf der Mehrheit an dem börsennotierten TV-Sender einen großen Schritt hin zu seinem Ziel machen, zu einem der wichtigsten Medien-Macher Frankreichs zu werden. Im vergangenen Jahr gründete er bereits zwei Gratiszeitungen, eine davon bringt er gemeinsam mit der Tageszeitung LeMonde heraus.

Ein kleiner Fernsehkanal gehört ihm bereits. Hinzu kommen noch zwei europaweit bedeutende Werbeagenturen. Bollorés Kalkül ist rein geschäftlicher Natur: Je mehr Medien er kontrolliert, desto besser laufen auch die Agenturen. Denn er kann die Werbung dann günstiger unterbringen. Bolloré steht also vor einem wichtigen Schritt. Warum sollte man in solch einer Situation einem Freund nicht mal einen Gefallen tun?

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