Porträt:Der Mann an Merkels Seite

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Joachim Sauer ist verheiratet mit der mächtigsten Frau der Republik. Der öffentlichkeitsscheue Chemieprofessor aus Berlin hatte sich völlig aus dem Wahlkampf herausgehalten. Mit seiner Frau als Kanzlerin dürfte auch er vermehrt ins Blickfeld der Öffentlichkeit rücken.

Der Mann an Angela Merkels Seite macht sich rar. Joachim Sauer gilt als extrem öffentlichkeitsscheu. Nur ganz selten zeigt er sich an der Seite seiner Frau, die nun voraussichtlich erste deutsche Bundeskanzlerin wird. Gemeinsame Auftritte spielten bisher eher auf gesellschaftlichem denn auf politischem Parkett, ins Auge stechen vor allem die alljährlichen Opernbesuche des Paares in Bayreuth.

Hält sich zurück an Merkels Seite: Chemieprofessor Joachim Sauer (Foto: Foto: DDP)

Zuletzt war Merkel mit ihrem Mann zur Audienz bei Papst Benedikt XVI., als dieser im August zum Weltjugendtag in Köln war. Im Wahlkampf tauchte Sauer, anders als Gerhard Schröders Ehefrau Doris, überhaupt nicht auf.

Interviewanfragen lehnt der großgewachsene Mann mit den kurzgeschnittenen dunklen Haaren grundsätzlich ab. "Ich habe mich entschlossen, keine Interviews zu geben und auch keine Gespräche mit Journalisten zu führen, die nicht durch meine Tätigkeit als Hochschullehrer und Forscher, sondern durch die politische Tätigkeit meiner Frau motiviert sind", sagte er im Sommer der "Berliner Zeitung".

Wer es sich mit Sauer verscherzen möchte, der sollte ihn "Herr Merkel" nennen, heißt es. Der Wissenschaftler will Anerkennung für seine eigene Arbeit. Er ist Chemieprofessor an der Berliner Humboldt Universität (HU). Auf dem Gebiet der Molekularforschung wird er von Kollegen zu den Top 30 weltweit gezählt.

Schon zu DDR-Zeiten war Sauer angesehener Wissenschaftler

Schon zu DDR-Zeiten galt der Chemiker Sauer als angesehener Wissenschaftler. Bereits mit 25 Jahren erwarb er den Doktortitel an der HU, mit 36 wurde er Professor. Von 1977 bis zur Wiedervereinigung arbeitete Sauer am Zentralinstitut für physikalische Chemie der Akademie der Wissenschaften der DDR. Im Jahr vor dem Fall der Mauer erhielt er die Erlaubnis, für ein halbes Jahr zu Forschungszwecken nach Karlsruhe zu gehen.

Nach der Wende eröffneten sich für Sauer ganz neue Möglichkeiten des wissenschaftlichen Austauschs. Von 1990 bis 1991 arbeitete er als technischer Direktor eines biochemischen Instituts in Kalifornien, just zu der Zeit also, da seine Lebenspartnerin Ministerin für Familie unter dem damaligen Kanzler Helmut Kohl (CDU) wurde. Weitere Stationen wie das Max-Planck-Institut und schließlich der Ruf als Professor an die Humboldt-Universität zeichnen das Bild eines hoch spezialisierten, renommierten Wissenschaftlers.

Sie lernten sich bei der Arbeit kennen

In seinem Institut aber wird mit Informationen über Sauer zurückhaltend umgegangen. Studenten loben seine Vorlesungen, beschreiben ihn aber auch als unnahbar. Die Diskretion geht sogar so weit, dass der aus Sachsen stammende Professer auf seiner Internetseite zwar sein Geburtsjahr 1949 nennt, nicht aber den genauen Tag und Ort.

An der Akademie der Wissenschaften lernte Sauer einst Angela Merkel kennen. In ihrer 1986 abgegebenen Doktorarbeit dankt sie ihm ausdrücklich für die "kritische Durchsicht" des Manuskripts. Wann die beiden ein Paar wurden, ist unbekannt. Geheiratet haben sie am 30. Dezember 1998 auf einem Berliner Standesamt. Tage später kündete eine winzige Anzeige in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung davon. Für Sauer ist es ebenso wie für Merkel die zweite Ehe. Angela Merkel trägt immer noch den Namen ihres ersten Ehemanns Ulrich Merkel, von dem sie 1982 nach sieben Jahren geschieden wurde. Sauer hat aus erster Ehe zwei Kinder, Daniel und Adrian.

Privates ist tabu

Das Ehepaar Merkel-Sauer spricht nicht gern über Privates. Während Gerhard Schröder im Wahlkampf vor Millionen Zuschauern beim TV-Duell mit Merkel seiner Frau eine Liebeserklärung machte, nannte Merkel ihren Mann einmal im Fernsehen einen "prima Kerl". Im Wahlkampf tauchten nur zuletzt ein paar private Fotos von den beiden auf. Es steht nicht zu erwarten, dass das Ehepaar Merkel-Sauer künftig etwas an dieser Strategie ändern wird. Denn ein zweiter Dennis, der einst für Margret Thatcher die Handtasche trug und sonst allgemein im Ruf eines Trottels stand, will Joachim Sauer gewiss nicht werden.

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