Polizei:Gangster-Gerüchte

Auf den Wachen fehlen Beamte mit Migrationshintergrund.

Von Joachim Käppner

Bisher ist es nur ein Gerücht, basierend auf einem, natürlich, anonymen Vorwurf: Die Berliner Polizeiausbildung werde von Mitgliedern libanesisch-arabischer Verbrecherbanden unterwandert. Das klingt so bizarr, als liefe der Autofahrer künftig Gefahr, bei einer Verkehrskontrolle Unter den Linden Schutzgeld an Gangster in Uniform zahlen zu müssen. Im Zeitalter der digitalen Hysteriker aber wird im Netz und in manchen Boulevardmedien aus einer Behauptung eine gefühlte Wahrheit.

Gewiss, die Polizei muss die Vorwürfe untersuchen, für die es bislang keine Beweise gibt. Vielleicht deutet die anonyme Warnung eines angeblichen LKA-Mannes auch auf einen internen Kulturkampf hin. Die Zahl der Anwärter mit Migrationshintergrund wächst, was manchen nicht gefällt. Dabei weiß jeder weitsichtige Leiter einer Wache, dass er zu wenig Beamte mit Migrationshintergrund hat, die Kultur und Sprache hier lebender Türken oder syrischer Flüchtlinge kennen.

Bekannt sind tatsächlich Missstände in der Polizeiausbildung, wenn auch ganz andere. Durch Personaleinsparung etwa gibt es hier nicht wenige Defizite. Das kann dazu führen, dass man ungeeignete Anwärter, gleich welcher Herkunft, zu spät erkennt oder gar übernimmt - einer der Gründe, warum immer wieder einmal Beamte mit rechtem Hintergrund auffallen, ohne dass gleich die ganze Polizei von rechts unterwandert würde.

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