Polizei-Einsatz in der Türkei:Warnschüsse gegen Demonstranten

Mit Warnschüssen und Wasserwerfern hat ein Großaufgebot von 17.000 Polizisten eine geplante Gewerkschaftskundgebung im Zentrum Istanbuls verhindert. Mehr als 580 Menschen wurden festgenommen.

Die Schüsse fielen im Viertel Harbije nördlich des Taksim-Platzes, als Sicherheitskräfte von Demonstranten mit Steinen beworfen wurden.

Türkische Polizisten

Mit Knüppeln gegen Demonstranten: Türkische Polizisten

(Foto: Foto: Reuters)

Auch auf der anderen Seite des Platzes im Okmeydani-Viertel gab es Auseinandersetzungen zwischen etwa 1500 Jugendlichen und Polizisten. Die Sicherheitskräfte setzten Tränengas und Wasserwerfer ein, um die Demonstranten am Marsch auf den Taksim-Platz zu hindern.

Die Behörden riegelten viele Straßen in Istanbul ab und stoppten den Betrieb von Bosporus-Fähren, Bussen und der Metro, um den Demonstranten den Weg zum Taksim-Platz zu erschweren. Dies löste ein Verkehrschaos in vielen Stadtteilen aus; etliche Menschen saßen stundenlang fest.

Die Polizei habe Molotowcocktails und Schusswaffen beschlagnahmt, berichtete der türkische Nachrichtensender NTV. Mehr als 580 Menschen seien festgenommen worden. Unter ihnen waren auch sechs Führer des Gewerkschaftsbundes DISK, darunter ihr Generalsekretär Musa Cam.

Zu der Kundgebung in der Innenstadt von Istanbul hatte das Gewerkschaftsbündnis aufgerufen. Ein Großaufgebot von 17.000 Polizisten sollte jedoch aus Angst vor Gewalttaten den Aufmarsch auf dem Taksim-Platz verhindern.

Nach Verhandlungen mit den Behörden durften gegen Mittag kleinere Gruppen von etwa 500 Gewerkschaftern unter starken Sicherheitsvorkehrungen zu dem Platz marschieren, wo sie eine kurze Gedenkfeier abhielten, die friedlich verlief.

Die Gewerkschafter wollten auf dem Taksim-Platz den Opfern einer blutig beendeten Maidemonstration vor 30 Jahren gedenken. 1977 hatten dort Unbekannte das Feuer auf die Teilnehmer einer Maikundgebung eröffnet. Bei der dadurch ausgelösten Massenpanik und einem anschließenden Polizeieinsatz waren 34 Menschen ums Leben gekommen. Seitdem ist der Platz für Demonstrationen gesperrt.

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