Politikerzitate zu den Piraten:"Von der Tyrannei der Masse geprägt"

Ein Randphänomen, bestenfalls ein belebendes Element - die etablierten Parteien fahren eine gemeinsame Strategie gegen die immer stärker werdenden Piraten: sie nicht ernst zu nehmen. Es zeigt sich, dass etablierte Politiker und Piraten oft nicht die gleiche Sprache sprechen.

Eine Zitatesammlung

Jetzt sind die Piraten also auch in den saarländischen Landtag eingezogen: 7,4 Prozent haben sie bekommen. FDP-Generalsekretär Döring nutzt das zum Rundumschlag gegen die Partei. Politiker der etablierten Parteien, aber auch einige Medien tun sich noch schwer, im Umgang mit den Polit-Aufsteigern den richtigen Ton zu treffen. Wir haben einige bemerkenswerte Zitate zu und von den Piraten gesammelt:

"Das Politikbild der Piraten ist sehr von der Tyrannei der Masse geprägt".

FDP-Generalsekretär Patrick Döring am Sonntagabend nach der Landtagswahl im Saarland. Bei anonymen Diskussionen im Internet entstehe oft ein vollkommen falscher Eindruck von Mehrheitsverhältnissen, führte Döring aus. Der Bundesvorsitzende der Piratenpartei, Sebastian Nerz, warf Döring daraufhin "ein bemerkenswertes Unverständnis für die moderne Gesellschaft" vor. Menschen könnten und wollten neue Medien nutzen, um mitzudiskutieren. "Dafür brauchen sie eine offenere Politik", sagte Nerz zu Spiegel online.

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"Wo sitzt ihr eigentlich im Landtag, ganz rechts oder ganz links? Oder im Computerraum?"

Der saarländische CDU-Generalsekretär Roland Theis zu Michael Hilberer, dem Piraten-Direktkandidaten für Neunkirchen

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"Ich glaube, dass die Piraten eine ganz andere und neue Art haben, mit Politik umzugehen, dass sie natürlich die Lebenswirklichkeit des Web 2.0 aufgreifen - ein Thema und eine Wirklichkeit, die die etablierten Parteien bisher noch nicht wirklich erreicht hat. Und deswegen ist das auch ein klares Signal an die CDU insgesamt: Wir müssen uns diesem Thema stellen, wir müssen mit Web 2.0 umgehen."

Die saarländische Ministerpräsidentin Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU)

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Die Piraten "brauchen noch eine Zeitlang", sie seien noch im Aufbau.

Die Spitzenkandidatin der Grünen im Saarland, Simone Peter, deren Partei fünf Prozent erreichte.

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"Mit den Piraten müssen wir auf vermutlich längere Zeit in den Parlamenten rechnen - auch auf Bundesebene. Aber bedauerlicherweise sind die Piraten bei der nächsten Bundestagswahl noch kein ernsthafter Regierungspartner für die SPD."

SPD-Parlamentsgeschäftsführer Thomas Oppermann

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"Können Sie überhaupt Politik machen?"

Bettina Schausten im ZDF-Interview im Gespräch mit Michael Hilberer, dem Piraten-Direktkandidaten für Neunkirchen (Antwort: ein langgezogenes "Joah" und Lachen: "Wir sehen, dass die sogenannten Profis es auch nicht so gut machen, wie wir uns das vorstellen.")

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"Die Piraten haben eine gute Wirkung auf Nichtwähler."

SPD-Parteivorsitzender Sigmar Gabriel, der nicht befürchtet, dass die SPD Stimmen an die Piraten verliert.

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"Wir sind ein Randphänomen, bitte nehmen Sie uns nicht ernst. Lassen Sie uns noch ein bisschen unterm Radar fliegen."

Der Berliner Piraten-Abgeordnete Christopher Lauer kommentiert ironisch den Erfolg seiner Partei auf Twitter.

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Auch Piraten könne man "resozialisieren" und "ins bürgerliche Lager holen", damit sie nicht noch einmal zur Wahl anträten.

Renate Künast, Spitzenkandidatin der Grünen vor der Wahl zum Abgeordnetenhaus von Berlin

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"Genießen Sie diese Zeit - irgendwann wird die Zeit kommen, wo es heißt: Wie wollt Ihr das finanzieren? Und dann müssen Lösungen vorgeschlagen werden, die gangbar sind."

Die stellvertretende Fraktionsvorsitzende der Bundestags-Grünen Bärbel Höhn, die auch mal "Internet guckt" nach der Wahl zum Abgeordnetenhaus von Berlin

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"Denn die Piraten sind in keine inhaltliche Lücke gestoßen, sondern surfen auf einer Welle, die sie selbst nicht verursacht haben. Seit Jahren bestellen etablierte Organisationen wie der Chaos Computer Club dieses Feld. Und die Piraten haben es beim Surfen einfacher und machen es sich leichter als die Netzpolitiker in den etablierten Parteien. Piraten müssen weder mit wohlmeinenden Kinderschützern noch mit Wirtschaftspolitikern kämpfen, um alle Blickwinkel in einer Debatte abzudecken."

Malte Spitz, Beisitzer im Grünen-Bundesvorstand auf Spiegel online.

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"Völlig irr" und "wirklich völlig absurd"

Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU), der die Piraten für "extrem links-alternativ" hält, über sozialpolitische Forderungen wie die nach einem bedingungslosen Grundeinkommen oder der Freigabe von Drogen

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"Die Freibier-für-alle-Partei"

Die Frankfurter Allgemeine Zeitung über die Piraten in einem Artikel über das bedingungslose Grundeinkommen.

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