Politik kompakt:Viele Tote bei Selbstmordanschlag in Pakistan

Beim Attentat auf das Haus eines pakistanischen Generals sind mehr als 20 Menschen gestorben. Die Taliban bekannten sich zu dem Anschlag. Der Vizekommandeur der Grenztruppen war vor kurzem an der Festnahme eines ranghohen Al-Qaida-Mitglieds und Bin-Laden-Vertrauten beteiligt.

im Überblick

In Pakistan haben zwei Selbstmordattentäter bei einem Angriff auf das Haus eines Generals der Grenztruppen mindestens 24 Menschen mit in den Tod gerissen. 60 weitere Menschen seien in der Provinzhauptstadt Quetta im Westen des Landes verletzt worden, sagte ein Vertreter der Regionalregierung.

Politik kompakt: Anschlag in Pakistan: Ein Täter sprengte sich zunächst in einem Auto in die Luft, sein Komplize zündete später im Haus des Generals den zweiten Sprengsatz.

Anschlag in Pakistan: Ein Täter sprengte sich zunächst in einem Auto in die Luft, sein Komplize zündete später im Haus des Generals den zweiten Sprengsatz.

(Foto: AP)

Zunächst habe eine Autobombe ein Loch in die Mauer an der Residenz des Vize-Kommandeurs der Grenztruppen gesprengt, sagte Polizeioffizier Hamid Shakil der Nachrichtenagentur AFP. Anschließend sei ein weiterer Selbstmordattentäter auf das Gelände vorgedrungen. Dieser habe zwei Granaten geworfen und dann im Haus seinen Sprengstoffgürtel gezündet. Die Taliban bekannten sich zu dem Anschlag. Der Sprecher der Bewegung Tehrek-e-Taliban Pakistan (TTP) nannte den Angriff eine Strafe für "alljene, die mit den Ungläubigen paktieren".

Damit spielte er auf die Zusammenarbeit pakistanischer Sicherheitskräfte mit den US-Behörden an: Die Grenztruppe war am Montag an der Festnahme des ranghohen Al-Qaida-Mitglieds Junis al-Mauretani beteiligt gewesen. Mauretani war in einem Vorort von Quetta in einer mit den USA abgestimmten Aktion gefasst worden. Nach Angaben der pakistanischen Armee soll Mauretani ein Vertrauter des getöteten Al-Qaida-Führers Osama bin Laden gewesen sein und zahlreiche Anschläge geplant haben; zu den Zielen soll auch Deutschland gehört haben.

(dpa/AFP)

Die britische Polizei nimmt einen weitere Verdächtigen im Abhörskandal fest, Mecklenburg-Vorpommerns Ministerpräsident Sellering will die NPD verbieten lassen und die syrische Armee tötet erneut mehrere Regierungsgegner: Lesen Sie auf den folgenden Seiten weitere Meldungen.

Britische Polizei nimmt Verdächtigen im Abhörskandal fest

Im Abhörskandal um die inzwischen eingestellte britische Boulevardzeitung News of the World ist ein weiterer Verdächtiger verhaftet worden. Ein 35-Jähriger sei am Mittwochmorgen wegen seiner Beteiligung beim Abhören von Anrufbeantwortern in seiner Wohnung festgenommen worden, teilte die Polizei mit. Es ist bereits die 16. Festnahme in diesem Jahr im Zusammenhang mit dem Ausspionieren von Prominenten, Polizisten und anderen Menschen durch Journalisten des Medienkonzerns News Corp des australischen Unternehmers Rupert Murdoch.

News of the World war Anfang Juli eingestellt worden, nachdem herausgekommen war, dass die Journalisten der Zeitung nicht nur Prominente abgehört und Polizisten bestochen, sondern auch Handy-Mailboxen der Angehörigen von getöteten Soldaten sowie eines entführten Mädchens geknackt hatten. Der Skandal hatte auch die britische Regierung unter Druck gesetzt. Wegen Anschuldigungen über Verbindungen der Polizei zu Murdochs Zeitungsgruppe traten Mitte Juli Scotland-Yard-Chef Paul Stephenson und ein weiterer hochrangiger Beamter der Londoner Polizeibehörde zurück.

(AFP)

Sellering kritisiert CDU-Kollegen für Nein zum NPD-Verbotsverfahren

Mecklenburg-Vorpommerns Ministerpräsident Erwin Sellering (SPD) wünscht sich mehr Unterstützung der CDU-Ministerpräsidenten in den alten Bundesländern für ein Verfahren zum Verbot der rechtsextremen NPD. Er sei schon lange der Meinung, dass die NPD verboten werden müsse, sagte Sellering laut Vorabbericht dem Hamburger Abendblatt. "In den westlichen Bundesländern erhalten wir leider nicht die dafür notwendige Zustimmung", sagte er. "Ich fürchte, dass die Kollegen im Westen die Gefahr, die von der NPD ausgeht, unterschätzen."

Bei der Landtagswahl am vergangenen Sonntag hatte die NPD mit einem Stimmenanteil von sechs Prozent den Wiedereinzug in den Schweriner Landtag geschafft. Sellering sagte, die große Präsenz der NPD in Mecklenburg-Vorpommern sei darauf zurückzuführen, dass sie hier Personal und Geld konzentriere. "Die NPD hat sich dieses Land gezielt als Aufmarschgebiet ausgesucht. Da halten wir Demokraten dagegen", sagte er. In einem dünn besiedelten Flächenland sei das aber nicht einfach.

2001 hatte die rot-grüne Bundesregierung bereits ein Verbotsverfahren gegen die NPD vor dem Bundesverfassungsgericht eingeleitet; die Initiative dafür ging aber auch maßgeblich vom damaligen Innenminister der CSU-geführten bayerischen Landesregierung, Günther Beckstein, aus. Zwei Jahre später scheiterte das Verfahren, nachdem sich herausgestellt hatte, dass die NPD mit zahlreichen V-Leuten des Verfassungsschutzes durchsetzt war. Seitdem wird immer wieder von Politikern aller Parteien darüber diskutiert, ob und wie ein neues Verbotsverfahren Erfolg haben könnte.

(dapd)

Syrische Armee tötet weiter

Die syrische Armee hat offenbar erneut mindestens sieben Regierungsgegner getötet. Sie seien in der zentralsyrischen Stadt Homs von Sicherheitskräften erschossen worden, teilte die syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte mit. 20 weitere Bewohner wurden demnach verletzt. Nach Angaben des Lokalen Koordinierungskomitees der Protestbewegung (LCC) war die syrische Armee am Morgen mit mehreren Panzern in Homs eingerückt. In mehreren Bezirken seien die Telefon- und Internetverbindungen unterbrochen worden.

In den vergangenen Tagen hatten die syrischen Sicherheitskräfte ihren Einsatz gegen die Protestbewegung auf die Region um Homs konzentriert. In der Nähe der Stadt wurden am Dienstag vier Menschen getötet, darunter ein Jugendlicher. Homs selbst ist in Bezirke mit Gegnern und Anhängern von Präsident Baschar al-Assad gespalten. Nach Angaben der Uno kamen seit Beginn der Demonstrationen gegen Assad Mitte März mindestens 2200 Menschen ums Leben. Die meisten waren Zivilisten.

(AFP)

Obama: Bin Ladens Tötung "ein großes Glücksspiel"

Die Tötung des Al-Qaidas-Führers Osama bin Laden im Mai hat laut US-Präsident Barack Obama bis zuletzt auf Messers Schneide gestanden. Selbst kurz vor dem monatelang geplanten Angriff sei unsicher gewesen, ob sich Bin Laden überhaupt in dem ausspionierten Anwesen in der pakistanischen Stadt Abbottabad aufhielt, sagte der Präsident in einem neuen Dokumentarfilm, der am Dienstagabend (Ortszeit) erstmals im US-Fernsehen ausgestrahlt wurde.

Rund die Hälfte seiner engen Sicherheitsberater hätte ihm daher von der Aktion abgeraten. "Einige unserer Geheimdienst-Analysten dachten, dass es nur eine 40- oder 30-prozentige Chance gab, dass Bin Laden auf dem Anwesen war", sagte der Präsident in der Sendung des History Channel. Andere hätten die Wahrscheinlichkeit höher eingeschätzt. "Es war ein großes Glücksspiel", sagte Obama.

An die Stimmung im Situation Room des Weißen Hauses, wo der Präsident und sein Sicherheitsteam die Erstürmung des Bin-Laden-Versteckes per Monitor verfolgten, erinnerte er sich mit gemischten Gefühlen. Die Bildübertragung sei phasenweise gestört gewesen: "Wir wussten, dass es Schüsse gab, und wir wussten, dass es Explosionen gab", sagte Obama. Als über den Tod Bin Ladens Klarheit herrschte, sei das eher mit Anspannung aufgenommen worden. "Ich sagte, wie haben ihn. Aber da war kein Geschrei, da war kein Gebrüll, es gab kein Abgeklatsche." Der Fokus habe vielmehr darauf gelegen, ob es die Soldaten sicher aus der Situation herausschaffen würden.

(dpa)

Innenminister Friedrich glaubt nicht, dass 11. September heute noch möglich wäre

Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich (CSU) glaubt nicht, dass sich Terroranschläge wie die vom 11. September 2001 wiederholen könnten. "Die Bedingungen damals waren andere", sagte Friedrich der Saarbrücker Zeitung laut Vorabbericht. So hätten die Attentäter 2001 ihr Netzwerk völlig unbeachtet von den Sicherheitsbehörden aufbauen können. Das Ausmaß an logistischen Vorbereitungen, das damals notwendig gewesen sei, könne heute nicht mehr unentdeckt bleiben.

Friedrich sagte, Deutschland müsse sich bewusst sein, dass es im Fadenkreuz des internationalen Terrorismus stehe. "Die Gefahr ist real, auch wenn wir derzeit keine konkreten Hinweise auf unmittelbar bevorstehende Terroranschläge haben", sagte der CSU-Politiker.

(dapd)

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: