Politik kompakt:Moscheen in Xinjiang öffnen trotz Verbot

Uiguren erzwingen ihr Freitagsgebet, die Selbstmorde unter US-Soldaten nehmen zu, und der Konflikt in Honduras geht weiter. Meldungen im Überblick.

Trotz eines Verbots der chinesischen Behörden haben in der Provinzhauptstadt von Xinjiang mehrere Moscheen ihre Pforten für die Gläubigen zum Freitagsgebet geöffnet. Hunderte Muslime versammelten sich in Urumqi friedlich zum Gebet, nur fünf Tage nach den schweren Ausschreitungen zwischen Uiguren und Sicherheitskräften, bei denen mindestens 156 Menschen getötet und 1.100 weitere teils schwer verletzt wurden. Die Behörden in der nordwestchinesischen Provinz hatten zunächst die Schließung aller Moscheen angeordnet, wie es hieß zur Wahrung der "öffentlichen Sicherheit". Die Sicherheitskräfte wurden an mehreren Orten aber offensichtlich angesichts des Ansturms der Gläubigen zum Rückzug gezwungen.

Uiguren Moschee

Männer vor einer Moschee in Xinjiang

(Foto: Foto: dpa)

Zahl der Selbstmorde unter US-Soldaten steigt

Die Suizidrate unter US-Soldaten ist weiter gestiegen. In den ersten sechs Monaten dieses Jahres habe es bereits 88 bestätigte oder vermutete Selbstmorde von Soldaten der US-Streitkräfte gegeben, teilte das US-Verteidigungsministerium gestern mit. Im Vorjahreszeitraum waren es 67 Fälle. 2008 hatten 128 US-Soldaten sich das Leben genommen, im Jahr davor waren es noch 115.

Das Pentagon erklärte, in 54 der 88 Fälle im ersten Halbjahr habe es sich ganz sicher um Suizide gehandelt. In den übrigen 34 Fällen werde ein Selbstmord zwar vermutet, sei aber bislang noch nicht erwiesen. Allerdings hätten sich in der Vergangenheit rund 90 Prozent der Verdachtsfälle auch tatsächlich als Suizide herausgestellt. Nach Angaben der US-Armee ist die Selbstmordgefahr unter männlichen Soldaten zwischen 18 und 27 Jahren, die in Kampfeinsätzen stecken, besonders hoch.

Wahl in Indonesien: Megawati spricht von Betrug

Im Lager der bei den Präsidentschaftswahlen in Indonesien unterlegenen Kandidatin Megawati Sukarnoputri will man sich mit der Niederlage nicht abfinden. Ihr Team werde Amtsinhaber Susilo Bambang Yudhoyono nicht zum Wahlsieg gratulieren, "weil wir immer noch auf das offizielle Endergebnis der Wahlkommission warten", sagte Megawatis Sprecher Aria Bima.

In Nachwahlumfragen hatte sich eine klare Mehrheit für Amtsinhaber Yudhoyono abgezeichnet. Megawati kritisierte den Urnengang jedoch als "Pseudo-Demokratie" und monierte Wahlbetrug und gefälschte Wählerlisten. Es habe Wähler gegeben, die doppelt registriert wurden, Kinder auf den Wählerlisten und Unregelmäßigkeiten bei der Stimmenauszählung, sagte Bima. Experten gehen trotz der Vorwürfe jedoch aus, dass die Abstimmung am Mittwoch frei und fair verlaufen war. Yudhoyono selbst hat sich bislang noch nicht zum Wahlsieger erklärt. Das offizielle Ergebnis steht noch aus.

Keine Einigung in Honduras

Vermittlungsgespräche im Honduras-Konflikt in Costa Rica sind gestern enttäuschend verlaufen. Der gestürzte Präsident Manuel Zelaya und sein Rivale, Übergangspräsident Robert Micheletti, trafen entgegen den Erwartungen nicht zu direkten Gesprächen zusammen, wie ein Sprecher des costaricanischen Präsidenten und Friedensnobelpreisträgers Oscar Arias mitteilte. Beide redeten lediglich einzeln mit Arias und reisten anschließend ab. Nun sollen ihre Delegationen weiterverhandeln. Manuel Zelaya pocht auf eine Rückkehr in sein Amt, seit er Ende Juni im Streit über eine zweite Amtszeit vom Militär gestürzt und außer Landes gebracht worden.

Ehemaliger Banker soll neuer US-Botschafter in Berlin werden

Der ehemalige Banker Philip Murphy soll neuer US-Botschafter in Deutschland werden. Präsident Barack Obama beabsichtige, den 52-Jährigen für diesen Posten zu nominieren, teilte das Weiße Haus gestern in Washington mit.

Murphy war bis 2006 in führenden Positionen bei der Investmentbank Goldman Sachs tätig, darunter auch in Deutschland. In Frankfurt am Main war er Chef der dortigen Niederlassung des Finanzinstituts und zuständig für Deutschland, die Schweiz, Österreich und Mitteleuropa. Murphy zog sich 2006 aus dem Bankgeschäft zurück und ging in die Politik. Bis zum Frühjahr dieses Jahres war er für die Finanzen der Demokratischen Partei zuständig und sammelte in dieser Funktion Spenden für den Wahlkampf Obamas.

24 pakistanische Taliban getötet

Bei Luftangriffen und Gefechten im pakistanischen Grenzgebiet zu Afghanistan sind mindestens zwei Dutzend Aufständische und vier Soldaten getötet worden. Ein Angehöriger der Sicherheitskräfte, der anonym bleiben wollte, sagte, pakistanische Flugzeuge und Kampfhubschrauber hätten am Vortag im Distrikt Orakzai Stellungen der Taliban angegriffen. Bei den Bombardements seien mehrere Verstecke der Aufständischen dem Erdboden gleichgemacht worden und mindestens 24 Taliban-Kämpfer ums Leben gekommen. Die Zeitung The News zitierte einen Taliban-Sprecher, der den Tod von 18 Aufständischen bei den Angriffen bestätigte.

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