Politik kompakt:Miliband verteidigt Afghanistan-Einsatz

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In Afghanistan sind mehr britische Soldaten gestorben als im Irak, die Wahlkampfhilfe der "Super Nanny" ist in der SPD umstritten - und weitere Politik-Meldungen.

Mehr tote Briten in Afghanistan als im Irak

Schwarze Tage für die britischen Truppen in Afghanistan: In nur 24 Stunden wurden acht Soldaten getötet. (Foto: Foto: dpa)

Trotz einer steigenden Zahl getöteter Soldaten hat Großbritanniens Außenminister David Miliband den Militäreinsatz seines Landes in Afghanistan verteidigt. Es müsse verhindert werden, dass Afghanistan wieder ein "Brutkasten für den Terrorismus" werde, sagte er dem britischen Rundfunksender BBC. In Afghanistan sind binnen zehn Tagen 15 britische Soldaten ums Leben gekommen.

Allein am Freitag gab das Verteidigungsministerium in London den Tod von acht Soldaten bekannt. Damit steigt die Zahl der getöteten Briten seit Beginn des Einsatzes vor fast acht Jahren auf 184 - beim sechs Jahre langen Irak-Einsatz starben 179 Soldaten. Für die Briten in Afghanistan war es einer der blutigsten Tage seit Beginn des Einsatzes.

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Sauerland-Gruppe: Per Zufall zur Dschihad-Union

Die mutmaßlichen Terroristen der Sauerland-Gruppe sind nach eigener Aussage per Zufall zur Terrorgruppe "Islamische Dschihad-Union" (IJU) gekommen. Das berichtet der Spiegel unter Bezug auf Details aus den umfassenden Geständnissen der vier am Düsseldorfer Oberlandesgericht angeklagten Männer. Das eigentliche Fahrtziel sei der Irak gewesen. Allerdings hätten sie es nicht geschafft, sich dem Terror-Netzwerk al-Qaida nahestehenden Gruppen anzuschließen. Ursprünglich sei es auch nicht geplant gewesen, nach der Ausbildung an Waffen nach Deutschland zurückzukehren, um hier Anschläge zu verüben.

Die Angeklagten um Fritz Gelowicz und Adem Yilmaz werden seit mehreren Wochen getrennt und zeitgleich von Beamten des Bundeskriminalamts vernommen, nachdem sie Anfang Juni umfangreiche Aussagen angekündigt hatten. Mitte August - nach der Sommerpause - wollen sich die Angeklagten erstmals vor Gericht zu ihren Geständnissen äußern.

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Wahlkampf-Engagement der "Super-Nanny" in der SPD umstritten

Der Auftritt der als "Super-Nanny" bekannt gewordenen Pädagogin Katharina Saalfrank im SPD-Bundestagswahlkampf stößt in der Partei auf Skepsis. Die Bundestagsabgeordnete und Familienexpertin Marlene Rupprecht forderte SPD-Generalsekretär Hubertus Heil im Magazin Der Spiegel zu einer Erklärung darüber auf, warum Saalfrank als Wahlkämpferin eingesetzt wird. Die Abgeordnete wirft der RTL-Sendung mit Saalfrank vor, Kinder bloßzustellen und zu missbrauchen. Kinder dürften nicht dazu benutzt werden, um mit ihnen Quote zu machen.

Ähnlich hatte sich den Angaben zufolge auch die frühere Bundesfamilienministerin Renate Schmidt geäußert. Ihrer Ansicht nach verletzt die Sendung die Würde von Kindern. Kritik an "Super Nanny" kam auch von der Vorsitzenden der Kinderkommission des Bundestages, Ekin Deligöz (Grüne): "Ich würde sie nicht im Wahlkampf einsetzen", sagte sie. "Ihre Sendung hat einen voyeuristischen Charakter." Saalfrank soll zusammen mit Heil und anderen SPD-Politikern auf einer Veranstaltungsreihe der Partei zur Familienpolitik in mehreren Bundesländern auftreten.

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Widerstand gegen neue Stasi-Überprüfung

In der Debatte um frühere Stasi-Mitarbeiter im öffentlichen Dienst haben sich führende ostdeutsche Landespolitiker gegen eine erneute Überprüfung ausgesprochen. Mecklenburg-Vorpommerns Ministerpräsident Erwin Sellering (SPD) betonte, nach der Wiedervereinigung sei bereits "sehr sorgfältig geprüft worden, wer übernommen werden kann". Auch der Berliner Innensenator Ehrhart Körting (SPD) sprach von "Schlachten der vergangenen Zeit".

Sellering sagte dem Kölner Stadt-Anzeiger, bei den Überprüfungen nach der Wende habe eine eventuelle Stasi-Mitarbeit eine große Rolle gespielt. "20 Jahre danach ist die Wahrscheinlichkeit, dass man bei Regelüberprüfungen auf neue Erkenntnisse stößt, ganz minimal, so dass der Aufwand nicht gerechtfertigt ist." Körting verwies im Deutschlandradio Kultur darauf, dass Berlin schon eine "rigide Auswahl" durchgeführt habe. Von der Hälfte der etwa 5000 überprüften Personen habe man sich damals getrennt.

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Staatskrise in Honduras: Erste Vermittlungsrunde erfolglos

Die erste Runde der Vermittlungsgespräche über eine Beilegung der Staatskrise in Honduras ist ohne Ergebnisse zu Ende gegangen. Der abgesetzte Präsident Manuel Zelaya und Interimspräsident Roberto Micheletti hätten aber einer Fortsetzung der Gespräche zugestimmt, sagte am Freitag (Ortszeit) der als Vermittler tätige Staatschef von Costa Rica, Oscar Arias. In Honduras demonstrierten Tausende Zelaya-Anhänger für dessen Rückkehr.

Der kubanische Revolutionsführer Fidel Castro warnte unterdessen in den kubanischen Staatsmedien vor eine Welle von Staatsstreichen in Lateinamerika für den Fall, dass der gestürzte honduranische Präsident Manuel Zelaya nicht an die Macht in Tegucigalpa zurückkehren sollte.

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Obama sieht Merkel als Wahlsiegerin - SPD verstimmt

Optimistische Äußerungen von US-Präsident Barack Obama zu den Wahlchancen von Bundeskanzlerin Angela Merkel haben bei ihrem Konkurrenten, Außenminister Frank-Walter Steinmeier, offenbar für Verstimmung gesorgt: Der Spiegel berichtete von einem kurzen Dialog während Merkels Besuch in Washington Ende Juni. Merkel hatte demnach zu Obama gesagt: "Wir müssen unsere Wahlkampagne vorbereiten." Obama machte daraufhin eine wegwerfende Handbewegung und grinste: "Ach, sie haben schon gewonnen. Ich weiß nicht, worüber sie sich immer Sorgen machen." Merkel wirkte überrascht und lachte kurz.

Der Dialog, der den Angaben zufolge vom ZDF aufgezeichnet, aber nur teilweise ausgestrahlt wurde, sorgte zunächst für Staunen im Steinmeier-Lager. Am Freitag sagte ein Vertrauter des Ministers schließlich, Steinmeier "schätzt Obama sehr, aber auch ein amerikanischer Präsident ist kein Prophet". Wer Bundeskanzler werde, "entscheiden die deutschen Wähler".

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