Politik kompakt:Brügger Bischof gesteht Missbrauch - Rücktritt

Der belgische Bischof Vangheluwe tritt ab - er hatte einen Jungen missbraucht. Der Papst nahm sein Rücktrittsgesuch an. Kurzmeldungen im Überblick

Bischof von Brügge tritt zurück - Papst nimmt Gesuch an

Bischof von Brügge tritt zurück; ddp

Schockierende Nachrichten für die belgische katholische Kirche: Der Bischof von Brügge tritt wegen Missbrauchsvorwürfen zurück.

(Foto: Foto: ddp)

Nicht einmal eine Stunde nachdem das Rücktrittsgesuch eines belgischen Bischofs wegen Kindesmissbrauchs bekanntgeworden ist, hat Papst Benedikt XVI. den Schritt angenommen. Dies teilte der Vatikan an diesem Freitag mit. Der Bischof von Brügge hatte in einem Brief, der am Freitag bei einer Pressekonferenz in Brüssel verlesen wurde, den Missbrauch eines Jungen zugegeben und seinen Rücktritt eingereicht. Roger Vangheluwe schrieb, er habe sich auch in seiner Zeit als Bischof noch an dem Jungen aus seinem Umfeld vergangen.

"Das Opfer trägt noch an den Folgen", hieß es in dem Brief. Mit Vangheluwe trat erstmals ein Bischof zurück, weil er selbst sexuellen Missbrauch begangen hatte. "Wir sind uns der Vertrauenskrise bewusst, die das bei vielen Leuten bewirken wird", sagte der Vorsitzende der belgischen Bischofskonferenz, André-Joseph Léonard, der mit den Tränen kämpfte. Über Rücktrittsgesuche von Bischöfen entscheidet der Papst; bisweilen dauert es mehrere Monate, bis die Entscheidung fällt. Der 74-jährige Vangheluwe ist seit mehr als 25 Jahren im Amt und damit der dienstälteste Bischof der katholischen Kirche in Belgien.

Grünen-Chefin Claudia Roth kritisiert die SPD, die Taliban töten mutmaßliche US-Spione, in Nordirland detoniert eine Bombe: Auf den folgenden Seiten finden Sie weitere Kurzmeldungen.

Bangkok: Granaten richten Blutbad an

Bei Granatenanschlägen im Zentrum der thailändischen Hauptstadt Bangkok ist nach jüngsten offiziellen Angaben mindestens ein Mensch getötet worden. 86 weitere Menschen wurden nach Angaben des Krisenzentrums der Regierung verletzt. Die Sicherheitskräfte blockierten tausende Rothemden, die dort Stellung bezogen hatten. Nach Angaben des stellvertretenden Regierungssprechers waren die Granaten aus dem Lager der Rothemden auf eine Gruppe von Gegendemonstranten abgefeuert worden.

Insgesamt fünf Granaten wurden nach Angaben der Armee bei einer Demonstration der sogenannten "Farblosen" in die Menge geschleudert. Die Rothemden widersprechen. Sie sehen Provokateure am Werk, die dafür sorgen wollen, dass die Situation außer Kontrolle gerät und dem Militär einen Vorwand zum Einschreiten gibt.

Die thailändische Königsfamilie will die Opfer der gewalttätigen Auseinandersetzungen in Bangkok und ihre Angehörigen finanziell unterstützen. König Bhumibol Adulyadej habe zugesagt, Geld für die medizinische Versorgung der Verletzten sowie für Bestattungen bereitzustellen, erklärte das Königshaus am Freitag.

Das Auswärtige Amt riet in einem verschärften Sicherheitshinweis von "nicht unbedingt notwendigen Reisen nach Bangkok ab". Weitere gewaltsame Auseinandersetzungen seien nicht auszuschließen.

NRW-Wahlkampf: Roth distanziert sich von SPD

Zwei Wochen vor der Landtagswahl in Nordrhein-Westfalen geht die Bundesvorsitzende der Grünen, Claudia Roth, auf Distanz zur SPD. Ihr Ziel sei zwar eine rot-grüne Regierung in Nordrhein-Westfalen, sollte es aber dafür nicht reichen, werde man mit der CDU über Schwarz-Grün verhandeln, sagte Roth der Frankfurter Rundschau. Zu den Bedingungen für eine Regierungsbeteiligung, die die Grünen am Wochenende auf ihrem Kleinen Parteitag in Köln beschließen wollen, werden das Festhalten am Atomausstieg sowie das Ende des dreigliedrigen Schulsystems zählen, sagte Roth. Die Grünen wollen aber auch "sehr deutlich machen, dass wir den Neubau von Kohlekraftwerken ausschließen. Sonst wäre es unglaubwürdig, eine neue Klimapolitik zu fordern." Die SPD sei in dieser Frage anderer Meinung und trete für Kohle-Subventionen und -kraftwerke ein, sagte Roth.

Sie kritisierte ebenso die Haltung der SPD zum Afghanistan-Einsatz der Bundeswehr. Sie warf den Sozialdemokraten vor, "semantische Debatten zur Situation in Afghanistan" zu führen, um vom eigenen Abstimmungsverhalten abzulenken: "Im Gegensatz zur SPD hat bei uns die übergroße Mehrheit das Mandat abgelehnt, weil wir das befürchtet haben, was jetzt passiert: Eine Gewalt-Eskalation, die in krassem Widerspruch zu den Beschönigungen von Merkel, Guttenberg und Westerwelle Anfang des Jahres steht", sagte Roth.

Anschlag auf nordirische Polizeistation

Bei einem Bombenanschlag auf eine Polizeistation in Nordirland sind in der Nacht zum Freitag drei Menschen verletzt worden. Wie die BBC berichtete, explodierte der in einem Auto versteckte Sprengsatz vor dem Polizeiposten in Newtownhamilton in der Grafschaft Armgh. Die drei Verletzten, die nicht in Lebensgefahr schwebten, seien ins Krankenhaus gebracht worden. Den Berichten zufolge war die Polizei rund eine Stunde vor der Explosion von einem Anrufer über das verlassene Auto vor der Polizeistation informiert worden. Noch als die Beamten auf dem Weg zu dem nicht durchgehend besetzten Posten waren, ging der Sprengsatz hoch.

Auch umliegende Gebäude seien durch die Explosion beschädigt worden. Die Umgebung wurde evakuiert, die Bewohner vorübergehend in einer Schule untergebracht. Erst in der vergangenen Woche sei eine Autobombe vor der Polizeistation entdeckt und entschärft worden, berichtete die BBC. Nach Einschätzung von Sicherheitsexperten sei die Bedrohung in der britischen Krisenprovinz durch republikanische Extremisten derzeit so hoch wie seit 12 Jahren nicht mehr, hieß es.

EX-Ankläger der Nürnberger Prozesse ist tot

Im Alter von 97 Jahren ist in den USA Whitney Harris gestorben, der bei den Nürnberger Kriegsverbrecherprozessen Mitglied des US-Anklageteams war. Harris erlag nach Angaben seiner Familie am Mittwochabend in einem Vorort von St. Louis seiner Krebserkrankung. Harris war 1945 bei den ersten Prozessen Chefankläger. Er war unter anderem am Kreuzverhör von Herman Göring beteiligt, des offiziell zweiten Mannes in der Nazi-Hierarchie nach Adolf Hitler.

Pakistan: Mutmaßliche Taliban töten angebliche US-Spione

Mutmaßliche Taliban haben im Nordwesten Pakistans vier Männer ermordet, bei denen es sich um US-Spione handeln soll. Die verstümmelten Leichen wurden auf einem öffentlich zugänglichen Platz in der Stadt Mir Ali abgeladen, wo sie am Freitag entdeckt wurden. Ein Mann war nach Augenzeugenaussagen geköpft worden, den anderen hatten die Täter die Kehlen durchgeschnitten und die Hände abgehackt. An den Leichen waren Zettel befestigt, mit denen dazu aufgerufen wurde, aus dem Schicksal der angeblichen US-Spione zu lernen.

Belgischer Sprachenstreit: Flämische Liberale zu Kompromiss bereit

Einen Tag nach dem Bruch der Regierungskoalition in Belgien hat die Partei der flämischen Liberalen Bereitschaft zu einem Kompromiss in dem erbitterten Sprachenstreit signalisiert. "Wenn diejenigen, die das Vertrauen gebrochen haben, es wieder herstellen, können wir die Situation neu bewerten", sagte der Chef der Open VLD, Alexander De Croo, im flämischsprachigen Fernsehsender VRT. Er setzte den Vorsitzenden der frankophonen Regierungsparteien ein Ultimatum bis Donnerstag,dem Datum der nächsten Parlamentssitzung, um zu einer Einigung zu gelangen. Die Open VLD hatte am Donnerstag ihren Austritt aus der Koalition erklärt, mit der Begründung, sie habe das Vertrauen in die Regierung verloren. Daraufhin hatte Ministerpräsident Yves Leterme den Rücktritt der Regierung eingereicht. König Albert II. nahm das Gesuch bislang nicht an. Im Zentrum des Sprachenstreits steht seit Jahren das Umland von Brüssel. Nachdem immer mehr französischsprachige Belgier in die flämischen Vororte zogen, fürchten Flamen um deren flämischen Charakter. Einige wollen deshalb die Minderheitenrechte der Frankophonen beschneiden.

Nato-Beitrittsperspektive für Bosnien-Herzegowina

Bosnien-Herzegowina hat 15 Jahre nach Ende des Balkankrieges eine Beitrittsperspektive von der Nato erhalten. Bevor der sogenannte Beitritt zum Aktionsplan für die Mitgliedschaft (MAP) wirksam wird, muss das Land aber noch eine Bedingung erfüllen, wie Nato-Sprecher James Appathurai am späten Donnerstagabend beim Außenministertreffen in Tallinn bekanntgab: 69 der vom früheren Jugoslawien übernommenen Militärgrundstücke müssen noch ins Grundbuch eingetragen werden. Die Nato ist nach den Worten Appathurais besorgt, dass die Eigentumsfrage der für die Landesverteidigung wichtigen Liegenschaften noch nicht geregelt ist. Die Bosnisch-kroatische Föderation und die Serbische Republik, die zusammen Bosnien-Herzegowina bilden, müssen die Rechte an den Immobilien vollständig der Zentralregierung übertragen und es muss festgehalten werden, dass diese ausschließlich von den nationalen Streitkräften genutzt werden.

Runder Tisch will zügig konkrete Ergebnisse

Der von der Bundesregierung eingesetzte Runde Tisch gegen sexuellen Kindesmissbrauch will zügig zu konkreten Ergebnissen kommen. Die Unterarbeitsgruppen sollen im Mai mit ihrer Arbeit beginnen - Ende des Jahres soll ein Zwischenergebnis vorliegen. Das erklärten die Ministerinnen Kristina Schröder (CDU, Familie), Annette Schavan (CDU, Bildung) und Sabine Leutheusser-Schnarrenberger (FDP, Justiz), nach der konstituierenden Sitzung.

Das Thema Entschädigung für die Opfer wird nach Einschätzung von Leutheusser-Schnarrenberger besonders schwierig werden. "Da wird es bestimmt spannende Auseinandersetzungen geben und unterschiedliche Interessen", sagte sie. Die erste Sitzung sei aber ermutigend gewesen. Die rund 60 Teilnehmer aus Politik, Kirche und Verbänden wollen über Hilfen für die Opfer beraten und Konzepte zur Vorbeugung entwickeln. Geleitet wird der Runde Tisch von den drei Ministerinnen. Familienministerin Schröder sagte, es würden Selbstverpflichtungen für Institutionen diskutiert, in denen eine besondere Nähe zwischen Erwachsenen und Kindern bestehe. Zum Beispiel könne dort sexueller Missbrauch bereits in Bewerbungsgesprächen thematisiert werden, um potenzielle Täter abzuschrecken. Staatliche Förderungen könnten dann an diese Selbstverpflichtungen gebunden sein.

Terror vor Schiiten-Moscheen in Bagdad

Blutiger Freitag in Bagdad: Bei einer Serie von Terroranschlägen sind in der irakischen Hauptstadt 63 Menschen getötet worden. Die meisten Opfer waren Schiiten, die sich zum Gebet versammelt hatten. Nach Angaben der Sicherheitskräfte wurden zudem 180 Menschen verletzt. Irakische Beobachter vermuten, die Anschlagserie könnte eine Racheaktion der Al-Kaida-Terroristen sein, nachdem die irakischen Sicherheitskräfte und die US-Armee in den vergangenen Wochen mehrere Anführer des Terrornetzwerks getötet hatten.

Fünf der insgesamt sechs Sprengsätze explodierten in der Nähe von schiitischen Moscheen. Am Freitag versammeln sich gläubige Muslime mittags in der Moschee, um die Wochenpredigt anzuhören. Im Al-Amin-Viertel wurde die Explosion nach Angaben von Augenzeugen von einem Selbstmordattentäter ausgelöst, der einen Sprengstoffgürtel zündete. In den anderen Vierteln explodierten Autobomben. Die meisten Menschen starben in der östlichen Schiiten-Vorstadt Sadr-City, wo eine Autobombe neben einer Moschee und einem Büro der Märtyrer-Sadr-Vereinigung detonierte. Hier töteten die Terroristen 35 Menschen. Der radikale irakische Schiiten-Prediger Muktada al-Sadr, der im Iran residiert, rief eine dreitägige Trauerzeit aus. Auch in der Sunniten-Stadt Al-Chalidija 80 Kilometer westlich von Bagdad explodierten am Freitag sieben Sprengsätze. Acht Menschen starben, darunter sieben Angehörige einer Familie.

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