Politik-Festival:Der neue Kanzler kommt!

Eigentlich gibt es in der deutschen Politik derzeit nichts zu feiern. Zumindest nicht in der Erwachsenenwelt. Anders bei der Jugend. In Berlin versammeln sich mehr als 10.000 Jugendliche zu einem Politik-Festival.

Von Bernd Oswald

Der Kanzler übergibt die Regierungsgeschäfte. Nicht erst im Herbst nach der Bundestagswahl, sondern schon jetzt. Im Internet hat es den Machtwechsel schon gegeben: In der größten deutschsprachigen Politik-Community dol2day wurde diese Woche "Alex301083" zum neuen Kanzler gewählt, mit gerade mal sechs Stimmen Vorsprung. Angela Merkel geht sicher von einem klareren Vorsprung aus. Alex ist Vorsitzender der KDP und das hat nichts mit Kommunismus zu tun, sondern steht für Konservative Deutsche Partei. Im wirklichen Leben ist der 21-jährige CSU- und JU-Mitglied.

Die Amtsgeschäfte als Internet-Kanzler übernahm er am Freitag um 17 Uhr von seinem Vorgänger Freetime. Der ist jedoch kein Sozialdemokrat, sondern gehört der bunten Bewegung "An alternativen und kreativen Wegen ausrichten", kurz A2KWA an. Im Amt war er nur vier Monate, so wie es sein Nachfolger auch sein wird. Im Internet geht eben alles ein bisschen schneller.

Politik ist Einmischen

Der Stabwechsel findet statt bei "Berlin 05 - Festival für junge Politik" in der Berliner Wuhlheide, wo ein großes Sommercamp aufgeschlagen wird.

Veranstalter sind das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ), der Deutsche Bundesjugendring (DBJR) und die Bundeszentrale für politische Bildung (bpb). Weil das ein bisschen sperrig klingt, hat man das "Projekt P - misch dich ein" gegründet. Projekt P, steht für Politik und Partizipation und will Kinder und Jugendliche für politische Themen interessieren.

Am Vorabend der Eröffnung hat der richtige Kanzler das Festival geadelt, in dem er sich des Themas Jugend und Politik annahm und sie aufforderte, sich stärker in die Politik einzubringen: "Wir haben viel zu wenig politisches Engagement von Menschen, die deutlich jünger sind als unsereins", sagte Schröder. Dabei gebe es auch für Jugendliche viele Möglichkeiten, sich einzusetzen. Politik werde nicht nur in großen Organisationen gemacht, sondern auch im Kleinen.

Festival mit Diskussion und Party

Um das anschaulicher zu machen, hat die Projekt P-Redaktion das ins Jugend-Deutsch übersetzt: "Politik ist auch, ob im Park eine Halfpipe gebaut wird, ob ihr einen eigenen Jugendraum bekommt oder ob ihr euch weiter an der Bushaltestelle treffen müsst." Damit sich was ändert, wird aufgerufen: "Mischt euch ein! Wenn ihr euch nicht einmischt, dann passiert auch nichts. Politik ist Einmischen."

Mehr als 11.500 Jugendliche haben sich schon angemeldet und können drei Tage lang mit Ministern und Bundestagsabgeordneten über das Verhältnis von Politik und Jugend diskutieren.

Damit es vor lauter Politik nicht zu ermüdend wird, haben die Veranstalter bekannte Musiker wie Tocotronic, die Fantastischen Vier und Max Herre eingeladen. Da das Ganze noch im Grünen stattfindet, kann man es unter dem positiv besetzten Begriff Festival verkaufen. Einem Festival, "bei dem Diskussion und Feier zusammengehen", wie Bundesjugendministerin Schmidt feststellt. Jugendliche wollten beides. Es wird interessant, zu beobachten, für was sich die Jugendlichen mehr begeistern werden.

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