Mit einem Konzert in Sarajevo hat am Freitag das Gedenken an den Bosnien-Krieg vor 20 Jahren begonnen. Mehrere tausend Menschen versammelten sich in der bosnischen Hauptstadt, wo auf einer der größten Straßen 11.541 rote Plastikstühle aufgestellt waren, um an die Toten der 44-monatigen Belagerung der Stadt zu erinnern. Ein Chor, begleitet von einem Symphonieorchester, sang: "Warum bist Du nicht hier?" Die meisten der dargebotenen Lieder wurden während der Belagerung durch serbische Truppen geschrieben, die am 6. April 1992 begonnen hatte.
Einige der roten Stühle waren mit Blumen geschmückt, auf den kleineren, die tote Kinder symbolisieren sollten, lagen Teddybären oder Schulsachen. Der Bosnien-Krieg hatte mit dem Beschuss einer Friedensdemonstration tausender Bosnier in Sarajevo durch serbische Heckenschützen begonnen. "Die Zahl der leeren Stühle zeigt den ganzen Horror, den wir erleben mussten", sagte die 56-jährige Rentnerin Hazima Hadzovic. "Ich habe so viele Freunde verloren, dass ich mich heute nicht einmal mehr an alle ihre Namen erinnern kann."
Während des Bosnien-Kriegs von 1992 bis 1995 wurden etwa 100.000 Menschen getötet, mehr als 2,2 Millionen Menschen mussten fliehen. Im Juli 1995 kam es in der UN-Schutzzone Srebrenica zu einem Massaker, das heute als das schwerste in Europa seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs gilt. Bosnisch-serbische Milizen marschierten an den niederländischen UN-Soldaten vorbei in die Stadt ein und töteten dort 8000 muslimische Männer und Jungen.