Platzeck über Debakel am Großflughafen BER:"Entweder das Ding fliegt oder ich fliege"

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"Wahrscheinlich nicht abreißen": Platzeck über den Flughafen (Foto: dpa)

Matthias Platzeck knüpft seine politische Zukunft an den Erfolg des Berliner Großflughafens. Die Lage sei ein "Desaster", räumt Brandenburgs Ministerpräsident ein. Mit einer Vertrauensabstimmung im Potsdamer Landtag will sich Platzeck nun Rückendeckung für seine Aufgabe als Chefaufseher holen.

Brandenburgs Ministerpräsident Matthias Platzeck (SPD) verbindet seine politische Zukunft mit dem erfolgreichen Start des Berliner Großflughafens BER. "Entweder das Ding fliegt oder ich fliege", sagte Platzeck in der ARD-Sendung "Günther Jauch" am Sonntagabend. Auf einen Eröffnungstermin für den Flughafen wollte sich der SPD-Politiker weiter nicht festlegen.

Platzeck, der Aufsichtsratsvorsitzender der Flughafen Berlin Brandenburg GmbH werden soll, räumte gravierende Mängel an dem Flughafenbau ein. "Es ist dramatisch. Es ist ein Desaster." Der SPD-Politiker rechnet daher mit Umbauten. "Wir müssen wahrscheinlich nicht abreißen, aber umbauen. Das wird an manchen Stellen nötig sein", sagte Platzeck.

Die zuletzt für den 27. Oktober 2013 geplante Flughafen-Eröffnung war wegen anhaltender Probleme am Bau vergangene Woche zum wiederholten Mal verschoben worden. Platzeck stellt deshalb am Montag im Potsdamer Landtag die Vertrauensfrage. Er will sich damit nach eigenen Worten die größtmögliche Legitimation verschaffen, bevor er an diesem Mittwoch den Vorsitz im Aufsichtsrat der Flughafengesellschaft übernimmt. Weil Platzecks rot-rote Koalition 55 der 88 Landtagssitze hält, gilt eine Mehrheit als gesichert.

Als Nachfolger auf dem Aufsichtsratsvorsitz ist Platzeck umstritten, weil er schon bisher Stellvertreter war und von vielen für die Probleme miverantwortlich gemacht wird. Einem Focus-Bericht zufolge soll er den Aufsichtsrat nur vorübergehend führen, bis ein erfahrener Experte gefunden ist. Brandenburgs Regierungssprecher wies diese Darstellung aber als "aus der Luft gegriffen" zurück.

Am Mittwoch soll Platzeck Berlins Regierenden Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) an der Spitze des Aufsichtsrats ablösen. Ein Misstrauensvotum zur Ablösung Wowereits als Regierungschef war am Samstag im Berliner Abgeordnetenhaus gescheitert.

Zu den Rücktrittsforderungen an ihn und Wowereit sagte Platzeck: "Man kann mit so einem Fall unterschiedlich umgehen. Nach 23 Jahren im Amt überlegt man auch dieses und jenes in einer schlaflosen Stunde."

Der gekündigte Architekt Meinhard von Gerkan machte die Flughafengesellschaft für das Bauchaos verantwortlich. Deren Arbeit habe sich als "großangelegte Täuschung herausgestellt", zitierte der Spiegel aus der Klageschrift der Anwälte Gerkans. Die Manager hätten mit ständigen Umbauwünschen den Bauablauf "regelrecht zerschossen".

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