Kambodscha:30 Jahre Haft für Folterchef der Roten Khmer

Mehr als 30 Jahre liegt die Schreckensherrschaft der Roten Khmer in Kambodscha zurück. Nun ist ein erstes Urteil gefallen: Folterchef Kaing Guek Eav alias "Genosse Duch" wurde zu 30 Jahren Haft verurteilt.

Ein Schuldspruch wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit steht am Ende des ersten Prozesses gegen ein führendes Mitglied der Roten Khmer. Das Sondertribunal für Kambodscha verurteilte den Folterchef des kommunistischen Regimes, Kaing Guek Eav alias "Genosse Duch", zu 30 Jahren Haft.

Unter der Herrschaft der Roten Khmer waren in den siebziger Jahren zwei Millionen Menschen ums Leben gekommen. Das Tribunal verurteilte Duch zunächst zu 35 Jahren Haft, stufte die Strafe allerdings wenig später herab, da er bereits vor der Einrichtung des Sondergerichts illegal in Haft festgehalten worden war.

Duch war während der Herrschaft der Roten Khmer zwischen 1975 und 1979 Leiter des berüchtigten Foltergefängnisses Tuol Sleng - auch unter dem Namen S-21 bekannt - in der kambodschanischen Hauptstadt Phnom Penh. Dort wurden mehr als 15. 000 Menschen gefoltert und auf einem nahegelegenen Feld hingerichtet.

Der 67-jährige Duch war unter anderem auch wegen Kriegsverbrechen, Folter und vorsätzlichen Mordes angeklagt. Die Staatsanwaltschaft hatte 40 Jahre Haft gefordert.

Duch stellte sich im Prozess als kleines Rädchen im Getriebe dar und überraschte zum Abschluss der Anhörungen mit der Forderung nach einem Freispruch. Hinter einer kugelsicheren Spezialwand verfolgte er die Verlesung des Urteils, die im kambodschanischen Fernsehen live übertragen wurde.

Duch ist einer der wenigen Führer des früheren kommunistischen Regimes, die noch am Leben sind. Gegen vier weitere Führungsmitglieder soll der Prozess im nächsten Jahr beginnen. Ihr Anführer Pol Pot, unter dessen Herrschaft die Roten Khmer ihre Vorstellungen vom Kommunismus mit rücksichtloser Härte durchsetzten, starb 1998.

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