Pharma-Industrie:Medizinpreisbremse

Mit Zwangslizenzen ließen sich die Preise für teure Medizin senken.

Von Charlotte Theile

An diesem Dienstag ist der Schweizer Regierung dicke Post ins Haus geflattert. Die schweizerische Krebsliga und zahlreiche Aktivisten fordern, den Basler Pharmafirmen Paroli zu bieten. Künftig sollen die Volksvertreter härter verhandeln und von den Unternehmen Transparenz einfordern: Wie teuer ist die Entwicklung eines neuen Medikaments? Welcher Preis ist nötig, um die Wirtschaftlichkeit sicherzustellen?

Falls all das nicht wirkt, soll der Bundesrat Zwangslizenzen erlassen. Ein solcher Schritt wäre ein radikaler Wandel. Bisher klagten die Politiker stets, es sei ein fatales Signal, wenn Medikamente ohne die oft üblichen 20 Jahre Patentschutz auf den Markt gebracht werden müssten; das mache jede Wirtschaftlichkeit kaputt. Doch inzwischen leidet auch das Schweizer Gesundheitssystem unter teuren Therapien für immer mehr, immer ältere Patienten. Die Aktivisten schlagen vor, an der Quelle anzusetzen, da, wo die Preise gemacht werden. Es ist eine Überlegung, die so logisch klingt, dass man sie nicht ignorieren kann - auch wenn viele Schweizer mit dieser "Enteignung" nichts zu tun haben wollen.

Dass Pharmafirmen nicht mehr nur in Entwicklungsländern, sondern direkt vor der eigenen Haustür Gegenwind bekommen, ist neu. Es wird hoffentlich nicht das letzte Mal bleiben.

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