Pflegenotstand:SPD wirbt für Pflege-TÜV

Neue Vorstoß der Sozialdemokraten gegen den Pflege-Notstand: SPD-Gesundheitsexperte Lauterbach will Heime benoten.

Andreas Hoffmann, Berlin

Angesichts der Mängel in Heimen dringen Politiker von SPD und Union auf eine Art Pflege-TÜV. Der SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach forderte, die Einrichtungen in einer Region regelmäßig zu kontrollieren und zu benoten. "Jedes Jahr müssen die Heime in einer Stadt geprüft werden und Noten dafür erhalten, wie sie mit alten Menschen umgehen", sagte er der Süddeutschen Zeitung. Nur so könnten Familien erfahren, wo Angehörige gut versorgt würden.

Alter Mensch im Pflegeheim: SPD-Politiker fordern Pflege-TÜV (Foto: Foto: ddp)

Ein Heim könne etwa einen Pluspunkt erhalten, wenn es mit speziellen Fachärzten für Alte zusammenarbeite. Gute Note gebe es auch, wenn die Pfleger darauf achteten, "dass sich Heimbewohner nicht wundliegen oder zu wenig essen und trinken". Auch soziale Aspekte müsse ein Pflege-TÜV berücksichtigen. "Die Betreuer müssen mit den alten Menschen reden und sich mit ihnen beschäftigen, das verzögert die Demenz", sagte Lauterbach.

Zugleich kritisierte er den lockeren Umgang mit Arznei in den Heimen. Oft würden die Bewohner viele verschiedene Pillen erhalten, von denen man kaum wisse, wie sie bei alten Menschen wirkten. "Ich befürchte, dass Tausende Menschen wegen Nebenwirkungen von Arzneien sterben könnten", sagte Lauterbach. Dies müsse sich ändern.

Mit seinen Ideen konkretisierte er Pläne der SPD-Fraktionsvizin Elke Ferner, die zuvor für mehr unabhängige Kontrollen in den Heimen geworben hatte. "Ähnlich wie bei der Stiftung Warentest muss es für sie künftig ein Testurteil geben", sagte sie der Welt am Sonntag. In diesem Sinne äußerte sich auch der Unionsexperte Willi Zylajew. Am Freitag war bekannt geworden, das alte Leute oft schlecht versorgt werden. Deswegen leide jeder zehnte Heimbewohner und jeder zwanzigste Daheimlebende unter Gesundheitsschäden.

© SZ vom 2.9.2007 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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