Pflege:Würdelos

Auch die Pfleger müssen mit Würde behandelt werden.

Von Kim Björn Becker

In der Debatte um eine angemessene Bezahlung in der Pflege geht es nicht nur um Zahlen. Im Mittelpunkt steht die Frage, wie es einer Gesellschaft gelingen kann, die Würde des Menschen zu erhalten. Damit ist vor allem die Würde derjenigen gemeint, die alt sind und krank und sich nicht mehr selbst versorgen können. Viel zu selten wird dabei bedacht, dass ihr Schicksal untrennbar mit der Rolle derjenigen verbunden ist, deren Beruf es ist, zu helfen.

In der Pflege kann die Würde der Hilflosen nur dann erhalten bleiben, wenn Pfleger und Helfer auch würdevoll behandelt werden, will heißen: angemessen entlohnt. Pfleger bedienen schließlich keine leblosen Maschinen, sie kümmern sich um Menschen. Es ist eine harte Arbeit, körperlich wie psychisch. Wie viel Engagement kann man verlangen, wenn der Arbeiter von seinem Lohn kaum leben kann? Wie viel Aufmerksamkeit kann man von ihm erwarten, wie viel Mitgefühl? Kurzum: Wie soll ein Mensch, der sich selbst um seine Würde gebracht fühlt, anderen dabei helfen können, die ihre zu erhalten?

Aus diesem Grund geht es bei der Forderung der Dienstleistungsgewerkschaft Verdi nach einer besseren Bezahlung für Pfleger eben nicht nur ums Geld. Kürzlich hat eine Studie ergeben, dass Helfer in der Altenpflege in Ostdeutschland im Mittel gerade einmal 1500 Euro brutto verdienen. Verdi hält das Doppelte für angemessen. Es kann keinen Zweifel geben: Das ist es auch.

© SZ vom 28.03.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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