Pflege:Union bremst bei Reform der Ausbildung

Die Arbeitgeber lehnen es ab, dass Alten-, Kinder- und Krankenpfleger in einem Berufsbild zusammengefasst werden. Nun fordert die Unionsfraktion Nachbesserungen im Gesetz.

Von Kim Björn Becker

Nach einer Expertenanhörung im Bundestag hat der pflegepolitische Sprecher der Unionsfraktion, Erwin Rüddel (CDU), einer zügigen Verabschiedung der geplanten Reform der Pflege-Ausbildung eine Absage erteilt. Die Anhörung vor den Ausschüssen habe gezeigt, dass der Gesetzgeber "noch einige Hausaufgaben lösen" müsse, sagte Rüddel am Montag. Es seien "Nachbesserungen im Gesetz notwendig", für diese werde man sich "alle Zeit dieser Legislaturperiode nehmen".

In der Anhörung am Montag wurde zuvor deutlich, dass die Berufsverbände bei der Bewertung der Reform nach wie vor tief gespalten sind. Die Bundesregierung plant, die bisherigen drei Ausbildungsgänge zu einem neuen Berufsbild zusammenzuführen. So soll es in Zukunft keine gesonderten Ausbildungen zum Kranken-, Alten- und Kinderkrankenpfleger mehr geben. Stattdessen sollen alle Auszubildenden gemeinsam lernen und als "Pflegefachfrau" beziehungsweise "Pflegefachmann" ihren Abschluss machen.

Der Deutsche Caritasverband verteidigte die von der Bundesregierung vorgelegte Reform gegen die Kritik, dass die Absolventen der sogenannten generalistischen Ausbildung in den einzelnen Bereichen schlechter qualifiziert seien als heutige Pfleger. Ihr Verband gehe davon aus, dass es "keine gravierenden Veränderungen bei der Versorgung älterer Menschen" geben werde, sagte Karin Bumann. Bereits jetzt würden sich etwa 90 Prozent der Kompetenzen, die bislang getrennt vermittelt wurden, überschneiden. Der Deutsche Pflegerat, ein Spitzenverband mehrerer Fachverbände in der Pflege, erwartet sogar eine deutliche positive Entwicklung. Die Ausbildungssituation werde sich verbessern und der Beruf attraktiver, sagte dessen Präsident Andreas Westerfellhaus in Berlin.

Kritik kam indes von Bernd Tews vom Bundesverband privater Anbieter sozialer Dienste (BPA). Er warnte, die Reform führe dazu, dass die Absolventen "von vielem etwas können", aber nichts richtig. Da in Krankenhäusern zumeist besser gezahlt werde als in Pflegeheimen, würden sich wohl viele Absolventen für eine Stelle in der Klinik entscheiden. Auch beim Spitzenverband der Arbeitgeber, dem BDA, hat man für den Plan der Bundesregierung wenig übrig. Es sei "etwas anderes, ob man ein Frühchen oder einen Demenzkranken pflegt", sagte dessen Sprecherin Katharina Weinert bei der Anhörung in Berlin. Die Generalistik könne deshalb dazu führen, dass sich das Curriculum zu einer "Schmalspur- oder zu einer Superkönnerausbildung" entwickle. Die Auszubildenden würden also entweder zu wenig angeleitet oder mit zu hohen Anforderungen belastet. Das könne wiederum die Abbrecherquote in die Höhe treiben, was niemand wolle. Weinert warnte die Abgeordneten von Union und SPD daher davor, das Gesetz - wie ursprünglich einmal geplant - noch vor der parlamentarischen Sommerpause im Juli zu beschließen.

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