Peru:Geschäft mit der Gnade

Präsident lässt Vorgänger frei, um sich selbst zu retten.

Von Sebastian Schoepp

In Lateinamerika ist Großes geleistet worden, was die Vergangenheitsbewältigung angeht. Argentinische und chilenische Richter etwa haben eine große Zahl von Mördern und Folterern aus der Zeit der Militärdiktaturen verurteilt. Auch Peru stand bisher in dieser Reihe. Als 2009 der autoritäre Ex-Präsident Alberto Fujimori überraschend zu 25 Jahren Gefängnis verurteilt wurde für seine Menschenrechtsverbrechen und für Korruption, klatschte die Weltöffentlichkeit Beifall. Das ist nun leider Makulatur.

Mit seiner Entscheidung, Fujimori zu begnadigen, hat Perus Präsident Pedro Pablo Kuczynski sich selbst und der politischen und juristischen Kultur seines Landes einen miserablen Dienst erwiesen. Auch die Vereinten Nationen haben dies nun getadelt.

Wohlgemerkt: Der eigentliche Skandal ist nicht die Begnadigung eines 79-jährigen Gefangenen aus humanitären Gründen, auch wenn diese im Fall Fujimoris zur Unzeit erfolgte. Der Skandal ist die Art und Weise, wie Kuczynski die Entscheidung gefällt hat, um sich selbst zu retten. Der Präsident stand vor der Amtsenthebung wegen Korruption. Doch dann schloss er ein Gegengeschäft mit Fujimoris Sohn, der ihm als Abgeordneter die nötige Sperrminorität im Parlament besorgte. Kurz darauf war Fujimori-Vater frei. Man hatte eigentlich gehofft, dass solche schmutzigen Deals auch in Lateinamerika der Vergangenheit angehören.

© SZ vom 28.12.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: