SPD-Kanzlerkandidat Peer Steinbrück:Kavallerist mit losem Mundwerk

Er stellte die Schweiz mit Burkina Faso auf eine Stufe, die eigenen Genossen nannte er "Heulsusen". Peer Steinbrück war nie um einen Spruch verlegen. Nicht als Ministerpräsident von NRW, nicht als Finanzminister - und auch als Kanzlerkandidat der SPD wird er es nicht sein. Die zehn schönsten Zitate des gebürtigen Hamburgers.

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Juso-Bundeskongress - Steinbrück

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Er stellte die Schweiz mit Burkina Faso auf eine Stufe, die eigenen Genossen nannte er "Heulsusen". Peer Steinbrück war nie um einen Spruch verlegen. Nicht als Ministerpräsident von NRW, nicht als Finanzminister - und auch als Kanzlerkandidat der SPD wird er es nicht sein. Die zehn schönsten Zitate des gebürtigen Hamburgers.

"Eine Mischung aus Tarzan, Einstein und Inge Meysel."

Als Steinbrück Ministerpräsident von Nordrhein-Westfalen wird, weiß er genau, was von ihm erwartet wird. Ins Amt gelangt Steinbrück Ende 2002, als der damalige NRW-Ministerpräsident Wolfgang Clement überraschend ins Bundeskabinett wechselt. 2005 folgt dann der bitterste Moment in der politischen Laufbahn Steinbrücks. Die SPD verliert mit ihm als Spitzenkandidat krachend die Landtagswahl. Die Partei bekommt in ihrer roten "Herzkammer" gerade mal etwa 37 Prozent - ihr schlechtestes Ergebnis seit 1954.

NRW Landtagswahl Steinbrück

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"Den Leuten kommen wir im Moment wie eine Heulsuse vor: Wir ziehen eine Flunsch wegen der Popularität der Kanzlerin. Wir gucken verkniffen auf das Phänomen der Linkspartei. Wir klagen darüber, dass die Globalisierung uns erwischt, obwohl Deutschland davon profitiert. Wir heulen, weil wir Reformpolitik machen müssen."

Steinbrücks Angriffe auf die eigenen Parteigenossen sind legendär. Im August 2007, der gebürtige Hamburger ist inzwischen zum Finanzminister der großen Koalition aufgestiegen, beschimpft er die parteiinternen Kritiker der Reformpolitik Gerhard Schröders - was bei der SPD-Linken für Empörung sorgt.

Maikundgebung mit Peer Steinbrück

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"Ich halte die Risiken der politischen Szenarien in Hessen für unvertretbar. Wir stehen zwischen Pest und Cholera."

Im August 2008 warnt Steinbrück die hessische SPD-Spitzenkandidatin Andrea Ypsilanti davor, sich mit den Stimmen der Linkspartei zur Ministerpräsidentin wählen zu lassen. Im Falle eines Erfolges sei sie abhängig von den Launen Lafontaines, im Falle einer Niederlage füge sie der Partei Schaden zu. Der SPD-Bundestagsabgeordnete Hermann Scheer sieht darin eine "unerträgliche Entgleisung" Steinbrücks und fordert eine Entschuldigung.

Schweizer Flagge weht in Berlin

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"Statt Zuckerbrot müssen wir auch zur Peitsche greifen."

Im Oktober 2008 will Steinbrück die Schweiz auf eine "schwarze Liste" von Nationen setzen, die als Steueroasen gelten. Damit entfacht er den Volkszorn der Eidgenossen. Die schweizerische Außenministerin Micheline Calmy-Rey bezeichnet die Aussage als "inakzeptabel" und bestellt den deutschen Botschafter ein. Es ist nicht das einzige Mal, dass sich Steinbrück in seiner Zeit als Finanzminister der großen Koalition mit einer ganzen Nation anlegt.

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"Die Kavallerie in Fort Yuma muss nicht immer ausreiten, manchmal reicht es, wenn die Indianer wissen, dass es sie gibt."

Im März 2009 kommt es am Rande des G-20-Finanzminister-Treffens in London zum erneuten Zwist zwischen Steinbrück und der Schweiz. Diesmal deutet der Finanzminister an, er habe das Nachbarland nie wirklich auf eine "schwarze Liste" der Steueroasen setzen wollen. Allein die Drohung habe gereicht, um die "Indianer" in Bewegung zu versetzen. Wieder keilen die Schweizer zurück. Steinbrück hat es mittlerweile zu ihrem Lieblingsfeind geschafft. Die Boulevardzeitung Blick titelt: "Der hässliche Deutsche".

GERMANY-FINANCE-STEINBRUECK

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"Selbstverständlich werde ich zur Nachfolgekonferenz im Juni in Berlin einladen: Luxemburg, Liechtenstein, Schweiz, Österreich, Ouagadougou."

Im Mai 2009, gegen Ende seiner Zeit als Finanzminister, folgt ein Rundumschlag gegen vermeintliche Steueroasen. Bei einem EU-Finanzministertreffen in Brüssel stellt Steinbrück die genannten Nationen auf eine Stufe mit Burkina Faso, dessen Hauptstadt Ouagadougou ist. Diesmal hagelt es Kritik von allen Seiten: Die Regierungen der deutschen Nachbarländer protestierten ebenso wie der Botschafter Burkina Fasos, der sein Land zu Unrecht am Pranger sieht. Kanzlerin Merkel und Außenminister Steinmeier rufen zur Mäßigung auf.

Peer Steinbrück, Steinbrück, SPD, Kanzler, K-Frage

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SPD-Kanzlerkandidat Peer Steinbrück:Steinbrück spielt Schach

"Der Zeitpunkt wird kommen, wo ich mich in Absprache mit zwei oder drei Führungspersönlichkeiten der SPD darüber zusammensetze. (...) Wenn Sie sich entscheiden, für so etwas zu kandidieren, dann mit voller Kraft und mehr als hundert Prozent. Wenn, dann wollen Sie gewinnen und zwar mit jeder Faser Ihres Körpers."

Nach dem Ende der großen Koalition 2009 wird Steinbrück einfacher Bundestagsabgeordneter. Medial bleibt er jedoch präsent, seine Beliebtheitswerte sind hoch. In der SPD wird er bald als Kanzlerkandidat für die Bundestagswahl 2013 gehandelt - im Mai 2011 macht er klar, dass er ein Mitspracherecht fordert. Prominente Unterstützung bekommt er von Altkanzler Helmut Schmidt. Zusammen mit Schmidt veröffentlicht Steinbrück 2011 auch den Gesprächsband Zug um Zug.

Weltwirtschaftliche Preisverleihung- Steinbrück

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"In Wirklichkeit haben wir Europa reduziert auf die Treffen von mehr oder weniger alten Männern plus einer Frau."

Steinbrück kann alles - außer bescheiden. Und so verteufelt er im August 2011 die Euro-Rettungspolitik der Bundesregierung in einer Weise, als könne nur er allein den Euro, die Banken und die ganze Europäische Union retten.

SPD-Parteitag

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"Die Pläne von Schwarz-Gelb sind fiskalpolitischer Schwachsinn und ein Pausentee für die FDP auf dem Weg zur nächsten Wahl."

Bei seiner Rede auf dem SPD-Parteitag im Dezember 2011 attackiert Steinbrück die von der Regierung beabsichtigten Steuersenkungen scharf. Die Begeisterung der Delegierten hält sich dennoch in Grenzen, der Beifall fällt weit geringer aus als bei Redner Sigmar Gabriel (links im Bild). Gemeinsam mit Fraktionschef Frank-Walter Steinmeier bildet Steinbrück eine Troika an der Spitze der SPD - zumindest für die Fotografen.

SPD-Parteirat - Steinbrück

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"Die Antwort auf den mathematischen Druck der Demographie kann nicht die ersatzlose Suspendierung der Rente mit 67 sein."

Auch 2012 ist auf Steinbrück Verlass. Anfang Januar stellt er gegen die Linie seiner Partei die Rente mit 67 in Frage. Sogleich hagelt es Kritik vom linken Parteiflügel. Erst auf dem Parteitag im Dezember hatte die SPD entschieden, dass die Rente mit 67 ausgesetzt werden solle, bis die Hälfte der 60- bis 64-Jährigen einer sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung nachgeht. Steinbrück sind solche sozialdemokratischen Formelkompromisse ein Graus, persönlich hält er eine starre Pensionsgrenze ohnehin für irrelevant. Er will offenbar 2013 gern Kanzler werden - mit dann 66 Jahren.

© Süddeutsche.de/rai/segi/mikö
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