Partnersuche:Was sich liebt, das klickt sich

Auch beim Online-Dating achten Heiratswillige noch ganz altmodisch auf Alter, Größe und Gewicht. Die Frage ist nur, ob auch alle Wünsche in Erfüllung gehen.

Von Christian Weber

So viele Menschen auf der Welt, und nur mit einem will man sich paaren. Wie also entscheiden? Soll der Partner charmant plaudern können oder eher in sich ruhen? Kann er Ordnung halten oder wird er die Wohnung verwüsten? Ist er hübsch? Und wird es mit dem Sex klappen? Mithilfe ausgefeilter statistischer Methoden und der Unterstützung riesiger Datenmengen hat jetzt ein Forscherteam um Elizabeth Bruch vom Center for the Study of Complex Systems der University of Michigan Ordnung in die großen Fragen der Partnersuche gebracht.

Nach der Analyse von 1,1 Millionen Entscheidungen, die von 1855 Mitgliedern einer dezidiert heiratsorientierten Online-Partnerbörse in der Region New York getroffen wurden, kommen sie jetzt in der Fachzeitschrift PNAS zu einer wegweisenden Einsicht: Entscheidend seien Alter, Größe und Gewicht. "Viele unserer Erkenntnisse kennen wir bereits aus der populären Kultur", gesteht Studienleiterin Elizabeth Bruch ein wenig kleinlaut.

Offensichtlich geht es beim Browsen und Anschreiben nicht um die Gesamtschau eines Menschen, geschweige denn um innere Werte. Vielmehr bestätigen sich auch im Jahre 2016 allgemein verbreitete Grundannahmen der Küchenpsychologie: Frauen bevorzugen Männer, die im Durchschnitt knapp acht bis zehn Zentimeter größer und etwas älter sind als sie. Wer kleiner ist, hat so gut wie keine Chance; er sollte allerdings auch nicht sehr viel größer sein. Es gelte die Formel: Frau + hohe Absätze = Idealgröße Mann.

Zwar gebe es eine Gruppe von Frauen, die sich gern die Profile jüngerer Männer anschauen, doch würden sie es fast nie wagen, diese auch anzuschreiben. Sie hätten wohl auch wenig Aussichten. Die meisten Männer suchen nach Frauen, die dünner und vor allem jünger sind als sie selber, wobei sich wiederum eine alte Faustregel bestätigt: Wer die Lebensjahre des Mannes halbiert und dann noch sieben Jahre dazu zählt, erhält das korrespondierende Frauenalter, in dem ein Date noch als angemessen gilt. Ein 50-jähriger Mann sollte also nur Partnerinnen suchen, die mindestens 32 Jahre alt sind, sonst fängt das soziale Umfeld an zu munkeln. Geschlechtsübergreifend wirksam sind nur zwei Faktoren: Rauchende Männer und Frauen vermeiden den Kontakt mit Nichtrauchern. Und wenn im Online-Profil ein Foto fehlt, dann wird es von den Partnersuchenden etwa zwanzig mal seltener angeschaut - selbst dann, wenn alle anderen Kennwerte stimmen.

"Eine sehr interessante Arbeit, so genaue Daten gab es bislang nicht", urteilt Persönlichkeitspsychologin Jule Specht von der Humboldt Universität in Berlin. Sie weist allerdings auf eine Schwäche hin. Die Studie ende mit der versuchten Kontaktaufnahme, spiegelt also nur Wünsche wieder, nicht die wirklich vollzogene Paarbildung. Wahrscheinlich spielten die Charaktereigenschaften in der tatsächlichen Kennenlernphase schon eine größere Rolle. "Womöglich bekommen die übergewichtigen, alten Männer nicht die jungen, schlanken Frauen, die sie sich wünschen", sagt Specht. Und offen sei eine weitere Forschungsfrage: "Wie sieht es bei den Paaren eigentlich nach zehn Jahren aus?"

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