Parteitag der Republikaner:Melania Trump in der Plagiatsfalle

Trumps Ehefrau Melania scheitert beim Parteitag der US-Republikaner daran, ihren Mann sympathischer wirken zu lassen. Alles dreht sich um geklaute Zitate von Michelle Obama.

Porträt von Matthias Kolb, Cleveland

Melania Trump steht ungern im Rampenlicht. Die Frau des Immobilien-Moguls bleibt am liebsten zu Hause. Doch wenn der Ehemann als Präsidentschaftskandidat der Republikaner nominiert werden soll, dann muss die potenzielle First Lady eine Rede halten. Der Auftritt der 46-Jährigen ist der Höhepunkt des ersten Parteitag-Abends - wer könnte besser geeignet sein, einen umstrittenen Politiker menschlicher werden zu lassen als seine Ehefrau?

Doch nach der viertelstündigen Rede von Melania ist der Eindruck unverändert. Das Publikum hört viele Sätze wie "Es gibt sehr viel Liebe in der Familie Trump, das ist unsere Stärke", aber keine Geschichten aus dem Alltag oder etwas Überraschendes. Obwohl sie betont, was für ein Familienmensch Donald Trump sei, kann (oder will) sie nichts aus dem Alltag verraten. Worüber reden Vater Donald und Sohn Barron, spielen sie Spiele oder gibt es ein spezielles Essen?

Solche Anekdoten, die sonst in dieser Art von Reden vorkommen, sind natürlich durchkalkuliert und sollen den unnahbaren Gatten weichzeichnen. Stattdessen versichert Melania, dass ihr Mann Donald Amerika sehr liebe, die Wähler "nicht im Stich lassen" werde und ein Präsident für alle sein wolle - unabhängig von Hautfarbe, Religionszugehörigkeit oder Einkommen. Auch hier: nichts Konkretes, nichts Fassbares.

In der Halle kommt die elegante Melania in ihrem engen weißen Kleid gut an, doch es gilt ja, die unentschlossenen Wähler vor dem Fernseher zu überzeugen. Und denen dürfte neben dem osteuropäischen Akzent in Erinnerung bleiben, dass Teile ihrer Rede abgekupfert waren - von Michelle Obama aus dem Jahr 2008 (Details hier).

Diese Passage, in der es um Melanias Jugend im damaligen Jugoslawien geht und die Werte, die ihr ihre Eltern vermittelt hätten, illustriert genau das Problem von Melanias Rede: Unabhängig von dem Plagiatsvorwurf haben wohl auch viele Zuschauer nicht das Gefühl, dass sie mehr über jenen Menschen wissen, der womöglich bald ins Weiße Haus als First Lady einzieht.

Ex-Supermodel aus Slowenien

Melanija Knavs wird 1970 im heutigen Slowenien geboren, sie arbeitet nach dem Ende des Kalten Kriegs als hochbezahltes Model in Mailand, Paris und New York und ändert ihren Nachnamen in Knauss. 1998 lernt sie in New York den 24 Jahre älteren Immobilien-Mogul Donald Trump kennen. Zur Hochzeit in Florida 2005 kommen neben Heidi Klum auch die Clintons. Ein Jahr später erhält Melania die US-Staatsbürgerschaft und Sohn Barron wird geboren.

Barron und dessen Erziehung bestimme ihren Alltag, erzählt sie in ihren seltenen Interviews. Sie hat sich bewusst entschieden, nicht über Politik zu reden ("das ist der Job meines Mannes") - sie lobt lieber, wie wichtig die Familie für den Milliardär sei und dass die beiden nie streiten würden. Typisch sind diese Aussagen aus einem Gespräch mit Fox News: "Donald sorgt sich um Amerika und deswegen kandidiert er. Er ist so aufgeregt, dass er nur wenig schläft."

Sehr zurückhaltend im Wahlkampf

Bisher hat sich Melania Trump kaum für die Polit-Karriere ihres Manns engagiert - abgesehen von einer einminütigen Rede Anfang April ("Wenn man ihn angreift, schlägt er zehnmal härter zurück"). Dass sich Trump mit Ted Cruz ein Twitter-Duell über das Aussehen ihrer Ehefrauen lieferte, hat Melania nie kommentiert - bei Social Media ist sie fast komplett verstummt, seit ihr Mann Präsident werden will.

Als dieser nach den Vorwahlen seine Siege oder Niederlagen kommentierte, stand sie meist nur lächelnd hinter ihm. Es ist die älteste Tochter Ivanka, die Donald im Juni 2015 vor Bekanntgabe seiner Kandidatur vorstellte. Und auch am Donnerstag, dem letzten Abend des Parteitags, wird sie vor ihrem Vater Trump sprechen.

Es spricht viel dafür, dass Melania Trump von Herbst an öfter zu sehen sein wird - und dann weiter versucht, sich nicht konkret zu dessen umstrittenen Vorschlägen zu äußern (Einreiseverbot für Muslime, Mauer zu Mexiko, Wiedereinführung der Folter). Als Vorbild gilt Ann Romney, die 2012 stets überparteilich auftrat und vor allem erzählte, wie Mitt ihr bei der Erziehung half und sie unterstützte, als sie an Multipler Sklerose erkrankte (mehr in diesem SZ.de-Text).

Allerdings gibt es einen großen Unterschied: Auch wenn Ann Romney mit einem Multimillionär verheiratet ist, wirkt sie ziemlich normal. Dass das Ex-Model Melania Trump ähnlich wie sie vor TV-Kameras Buttermilch-Pfannkuchen kocht und über Ahornsirup philosophiert, ist schwer vorstellbar. Melania ist elegant und wird von vielen für ihren Stil bewundert, doch dieses Bild aus dem GQ-Magazin wirkt doch relativ elitär.

Melania spricht zwar neben Englisch vier Sprachen (Slowenisch, Serbokroatisch, Französisch und Deutsch), doch im Kampf um die wichtigsten Wählergruppen im US-Wahlkampf hilft das wenig. Besser wäre es, wenn sie auf Spanisch die skeptischen Latinos davon überzeugen könnte, dass ihr Mann kein Rassist ist.

Melania ist kein Superstar - und will das auch nicht sein

Die Rolle der First Lady - bzw. der Ehefrau des Kandidaten - wird immer wieder neu interpretiert. Während sich Hillary Clinton 1992 als gleichberechtigte Partnerin von Bill präsentierte (er präsentiert sich bald als erster First Gentleman), hob Ann Romney die persönliche Seite ihres Gatten hervor. Michelle Obama sprach 2008 in Denver weniger über Barack, sondern musste die US-Wähler überzeugen, dass sie eine stolze Amerikanerin ist (Details hier).

Vor vier Jahren hatte Michelle in Charlotte eine spezielle Aufgabe: Geschichten über ihren Ehemann Barack konnte sie nicht mehr erzählen, den kannten ja nach einer Amtszeit schon alle. Vielmehr musste es die populäre First Lady schaffen, den Zauber und Optimismus der "Yes we can"-Tage wiederzubeleben. Michelles Auftritt war der Auftritt eines Superstars - und dass nun wegen der Plagiatsvorwürfe die beiden Reden so genau verglichen werden, das kann der medienscheuen Melania Trump nicht gefallen.

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