Parteifinanzen:E-Mail-Schlacht in der AfD

Es herrsche Chaos und es fehle Geld: Zwischen dem Noch-Bundesgeschäftsführer Georg Pazderski und dem Bundesschatzmeister Piet Leidreiter ist nun auch um die Parteifinanzen ein heftiger Streit entbrannt.

Von Thorsten Denkler, Berlin

Seine Mail an AfD-Chef Bernd Lucke schickte Noch-Bundesgeschäftsführer Georg Pazderski am Ostersonntag ab. Betreff: "Klarstellung: Informationen zu den Parteifinanzen". Was sachlich klingt, ist nur ein weiteres Kapitel der Schlammschlacht, die sich AfD-Funktionäre seit geraumer Zeit liefern.

Über die Parteifinanzen gibt es jede Menge Gerüchte. Geld soll verschwunden sein. Das Rechnungswesen der Partei: ein einziges Chaos. In einer Mail vom Karfreitag hatte Bundesschatzmeister Piet Leidreiter den Eindruck erweckt, Pazderski sei ein Teil des Buchhaltungsproblems gewesen. Pazderski ist bereits beurlaubt. Er sieht sich als Opfer eines Komplotts. Die Mail des Bundesschatzmeisters werte er "als einen erneuten Versuch, meine Reputation zu beschädigen und einen Sündenbock für die eklatanten Fehler Dritter zu finden", sagte er. Über die beiden Mails hatte der SWR berichtet. Sie liegen der SZ vor.

Pazderski kontert: Unmittelbar nach der Europawahl 2014 habe er Lucke "mehrfach informiert", dass "160 000 Euro, die ich als verantwortlicher Leiter des Europawahlkampfes eingespart hatte, nicht mehr aufzufinden waren". Ein Sprecher der AfD teilte auf Nachfrage mit, das Geld sei nicht verschwunden und auch nie weg gewesen. Es sei im vergangenen Hamburg-Wahlkampf eingesetzt worden. Was sich kaum nachprüfen lässt. Vergangene Woche soll zudem NRW-Landeschef Marcus Pretzell versucht haben, Leidreiter zu erpressen. Diesen Vorwurf erhob Leidreiter in der FAZ. Lucke-Gegner Pretzell soll Leidreiter gedroht haben, irgendetwas im anstehenden Bremer Landtagswahlkampf zu enthüllen. Leidreiter steht dort auf Platz zwei der Landesliste. Pretzell steht wegen möglicherweise nicht rechtzeitig gezahlter Steuern bereits unter Druck, berichtete die FAZ. Leidreiter hat den Druck noch erhöht.

Womöglich steht dessen Karfreitagsmail in Zusammenhang mit diesem ominösen Erpressungsversuch. Darin wendet sich Leidreiter "aus gegebenem Anlass" an seine Parteifreunde. Ein AfD-Sprecher sieht Leidreiters Mail allerdings als Reaktion auf einen Brief Luckes von vergangener Woche. Darin hatte er sich beschwert, nicht ausreichend über die Finanzen der Partei informiert worden zu sein.

Wie auch immer, es geht um Gerüchte "auch innerhalb der Partei", dass die AfD im Jahr 2014 ein Defizit von 800 000 Euro erwirtschaftet "und/oder Zahlungsprobleme habe", schreibt Leidreiter. Doch dies sei falsch. Die Zahl beruhe auf Rohdaten der Buchführung, in der weder Mehreinnahmen noch Minderausgaben erfasst worden seien. "Der Bundesverband war und ist selbstverständlich zu jedem Zeitpunkt zahlungsfähig."

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