Parlamentswahl:Proeuropäisches Lager in Moldau soll knapp führen

  • Nach Auszählung fast aller Stimmen liegt das proeuropäische Lager bei der Parlamentswahl in der Republik Moldau (Moldawien) offenbar knapp vorne.
  • Stärkste Partei wurden jedoch die prorussischen Sozialisten.

Proeuropäisches Lager insgesamt knapp vorne

Nach der Auszählung fast aller Stimmen bei der richtungsweisenden Parlamentswahl in der Ex-Sowjetrepublik Moldau liegt das proeuropäische Lager knapp in Führung. Auf drei prowestliche Parteien entfielen nach Auswertung von mehr als 85 Prozent der Wahlzettel etwa 44 Prozent der Stimmen, wie die Wahlleitung am Montagmorgen nach Agenturberichten mitteilte. Die Wahlbeteiligung lag demnach bei etwa 56 Prozent.

Mit einem Sieg könnte die bisherige Regierung ihren EU-Kurs fortsetzen. Die proeuropäische Demokratische Partei kündigte bereits Koalitionsgespräche mit den anderen prowestlichen Kräften in den kommenden Tagen an.

Sozialisten stärkste Partei

Die prorussischen, oppositionellen Sozialisten wurden nach dem Teilergebnis überraschend stärkste Kraft mit etwa 21 Prozent der Stimmen. "Wir wissen, dass unsere Gegner unangenehm überrascht sind", sagte Sozialistenchef Igor Dodon der Agentur Interfax. "Wir werden im neuen Parlament weiter überraschen."

Für eine Regierung mit den oppositionellen Kommunisten, die bei etwa 17 Prozent lagen, dürften sie aber wahrscheinlich keine Mehrheit erhalten haben. Hochrechnungen am Abend hatten das prorussische Lager allerdings zunächst knapp vorne gesehen. Die Sozialisten hatten im Wahlkampf offene Unterstützung aus Moskau erhalten. Sie wollen Moldau an Russland annähern.

Kurz vor der Abstimmung hatte der Ausschluss der Partei Patria wegen illegaler Finanzen das prorussische Lager geschwächt. EU, USA und Russland hatten die Entscheidung kritisiert. Patria galt bei der Wahl als aussichtsreich. Nach Meinung von Beobachtern könnten viele der prorussischen Patria-Anhänger für die Sozialisten gestimmt haben.

Konflikte in der Republik Moldau

Das kleine südosteuropäische Land steht vor einer Zerreißprobe, das Votum gilt als richtungweisend. Die Regierung will ihren EU-freundlichen Kurs fortsetzen, während die Opposition eine stärkere Anbindung der früheren Sowjetrepublik an Russland anstrebt. Die Lage in der überwiegend rumänischsprachigen Moldau ist vergleichbar mit der in der Ukraine, weshalb die Nervosität wächst.

Mit russischer Hilfe sagte sich Transnistrien im Osten des Landes bereits vor Jahren los. Dort sind noch russische Soldaten stationiert. In dem Konfliktgebiet wurde die Wahl boykottiert.

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