Papst:Umarmung mit Anspruch

Franziskus mahnt in Kuba Religionsfreiheit an - ein Signal, ihn nicht als Bruder im Geiste zu vereinnahmen.

Von Matthias Drobinski

Papst Franziskus hat gleich zu Beginn seiner Reise nach Kuba vom dortigen Regime mehr Religionsfreiheit gefordert, und das ist so notwendig wie wegweisend. Es ist notwendig, weil es allen Vereinnahmungsversuchen dieses Regimes einen Riegel vorschiebt. Solche Versuche liegen nahe: Franziskus hat das Land bei seiner Annäherung an die USA gestützt und gestärkt; zu Recht fordert er ein Ende der Embargopolitik gegen Kuba. Es wird freundliche bis rührende Szenen geben, wenn sich Raul Castro und vielleicht sogar Fidel mit dem obersten Vertreter einer Kirche herzen.

Der Papst aber hat klargemacht: Nun sind die Castros an der Reihe. Es genügt nicht, dass sie begeistert in die päpstliche Kapitalismuskritik einstimmen. Annäherung heißt, dass beide Seiten sich bewegen, dass Kuba Religions- und Meinungsfreiheit garantiert. Es sind Umarmungen mit Anspruch, die der Papst da verteilt.

Wegweisend ist die Forderung nach Religionsfreiheit darüber hinaus, weil sie die Grundhaltung des Papstes zeigt, der sich in die Reihe der früheren Kuba-Reisenden Johannes Paul II. und Benedikt XVI. stellt: Gerechtigkeit, Freiheit und Menschenrechte gehören zusammen. Kollektivistische Ideologien sind genauso zu kritisieren wie gemeinschaftsvergessenes Freiheitspathos, wie jeder Versuch, Menschenrechte zu relativieren. Das gilt in Kuba wie in den USA, im kriegswunden Syrien wie im friedlichen Europa.

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