Papst:Mea Culpa

Franziskus entschuldigt sich bei Chiles Missbrauchsopfern - mit mutigen Worten, aber auch aus gutem Grund.

Von Matthias Drobinski

Auch Päpste machen Fehler, und so ist es nur gut, dass Franziskus nun einräumt, schwere Fehler beim Umgang mit den Fällen von sexueller Gewalt in der katholischen Kirche in Chile gemacht zu haben. Denn das hat er: Er hat einen Bischof befördert, obwohl der im Verdacht stand, einen Missbrauchstäter geschützt zu haben; er hat die Vorwürfe als Verleumdung bezeichnet, obwohl viel dafür sprach, dass sie stimmen. Der Bericht eines vatikanischen Sonderbeauftragten hat Franziskus nun offenbar das Ausmaß seiner Fehleinschätzung gezeigt.

Das Mea culpa des Papstes in seinem Brief an Chiles Bischöfe ist bemerkenswert: Ohne Wenn und Aber räumt Franziskus ein, danebengelegen und so den Betroffenen neues Leid zugefügt zu haben. Das ist ein neuer Ton in der Kirche, wo in der Vergangenheit oft Schuldeingeständnis, Verteidigung und Larmoyanz nebeneinanderstanden, wenn ein Missbrauchsfall bekannt wurde.

Dass diese Entschuldigung nötig wurde, zeigt aber auch: Die Sensibilität gegenüber solchen Fällen ist immer noch nicht selbstverständlich. Die Betroffenen müssen ihr Recht immer wieder einfordern und erkämpfen. Sonst ist der Kirche oft ihr Ruf wichtiger als das Leid der Opfer. Selbst bei einem Papst, der genau das immer wieder als eine Krankheit dieser Kirche geißelt.

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