Papst-Besuch:Nur nicht 2017

Franziskus hätte den Deutschen sicher viel zu sagen. Aber im Lutherjahr wäre sein Besuch zu riskant.

Von Matthias Drobinski

Papst Franziskus kommt nach Deutschland, wenn des Papstes Pläne so bleiben, wie sie sind. Das ist zunächst schön: Jorge Mario Bergoglio berührt und begeistert nicht nur die Katholiken im Land. Zudem tut es gerade den reichen Weltgegenden gut, wenn ab und zu ein glaubwürdiger Mensch vorbeikommt und den Leuten ins Gewissen redet: Vergesst die Armen und die am Rande nicht!

Und doch ist der Besuch heikel. Das Heimatland des vorigen Papstes Benedikt XVI. ist auch die Heimat der Reformation, und 2017 ist es ein halbes Jahrtausend her, dass Martin Luther seine Thesen gegen den Ablasshandel veröffentlichte und sich, Schritt um Schritt, von der Papstkirche löste; es begann die Zeit der gegenseitigen Polemiken und Gewalttaten. Man kann darüber staunen, wie lange das Vergangene wirkt - ein Papstbesuch im Jahr 2017 jedenfalls wäre ein echter Affront gegen die evangelische Kirche, egal, wie bescheiden Franziskus auftreten würde.

Deshalb ist es wahrscheinlich, dass dieser Besuch im Jahr 2016 stattfindet. Doch auch dann wird Franziskus nicht darum herumkommen, etwas über die möglichen Wege der getrennten Christenheit zueinander zu sagen. Den Satz von Papst Benedikt bei seinem letzten Deutschlandbesuch zu wiederholen, es gebe halt keine ökumenischen Gastgeschenke, wäre zu wenig. Viel Arbeit wartet auf die Vorbereiter. Denn bis jetzt wirkt vieles angedacht und weniges durchdacht.

© SZ vom 07.07.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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