Papst Benedikt zum Missbrauchsskandal:Ein bisschen Reue

Eher nebenbei äußert sich Papst Benedikt zum Missbrauchsskandal. Der Vatikan will unterdessen Hunderttausende Priester in Rom für ihr Oberhaupt demonstrieren lassen.

Andrea Bachstein, Rom

Fast nebenbei hat am Donnerstag Papst Benedikt XVI. zu den Missbrauchsfällen in der katholischen Kirche Bezug genommen. "Wir Christen haben auch in jüngster Zeit oft das Wort Reue vermieden, weil es uns als zu hart erschienen ist", sagte Papst Benedikt XVI. am Donnerstag. "Aber "jetzt, unter den Angriffen der Welt, die von unseren Sünden spricht, sehen wir, dass es eine Gnade ist, Buße tun zu können. Und wir sehen, wie notwendig es ist, Buße zu tun und zu erkennen, was falsch ist in unserem Leben." Das Kirchenoberhaupt fuhr fort: "Der Schmerz der Reue bedeutet Reinigung und Veränderung."

Der Papst hat keinen spektakulären Anlass gesucht, um zumindest im Ansatz die Worte zu finden, auf die so viele seit Wochen gewartet haben. Benedikt XVI. sprach sie in einer Predigt während einer Messe in der Paolinischen Kapelle des Vatikan vor Mitgliedern der Päpstlichen Bibelkommission aus. Diese Mahnung zu Reue und Buße des Papstes stand in Zusammenhang mit einer Ausführung zum Thema "Primat des Gehorsams vor Gott".

Der Text wurde von der italienischen Agentur Ansa verbreitet, Radio Vatikan veröffentlichte ihn unter der Überschrift: "Der Gehorsam gegenüber Gott macht den Menschen wirklich frei, auch, um sich der Diktatur des Konformismus zu widersetzen." Die Passage, in der Papst Benedikt XVI. offenkundig Bezug nimmt auf die Angriffe, unter denen die Kirche wegen der zahlreichen Missbrauchsfälle durch Priester und andere Kirchenbedienstete in vielen Ländern steht, taucht dort jedoch erst gegen Schluss des Beitrages auf.

Demonstration für den Papst

Das Kirchenoberhaupt sagte am Donnerstag weiter, es gehe darum, sich dem Vergeben zu öffnen, sich auf die Vergebung vorzubereiten, sich verändern zu lassen. Deutlicher hat sich der Papst bisher nur in seinem Hirtenbrief an die Gläubigen in Irland vom 20. März. geäußert. Am Wochenende fliegt Benedikt XVI. nach Malta, es ist seine erste Auslandsreise seit Bekanntwerden der Missbrauchsskandale. Auch dort gibt es mehrere Dutzend Opfer. Einige von ihnen haben gebeten, dass der Papst sich mit ihnen treffen soll.

Unterdessen hat wegen der Vorwürfe gegen den Papst die vatikanische Kleruskongregation die Priester weltweit zu einer Solidaritätsdemonstration für das Kirchenoberhaupt aufgerufen. Die Kundgebung soll am 11.Juni auf dem Petersplatz in Rom stattfinden.

Kardinal Claudio Hummes, rief in einem Brief an 400.000 Geistliche aus aller Welt zu der Aktion auf. "Es geht darum, unserem geliebten Papst Benedikt XVI. unsere Solidarität, unsere Unterstützung, unser Vertrauen zu zeigen", schrieb er in dem Brief, den die Glaubenskongregation am Donnerstag im Internet veröffentlichte. Eine ähnliche Aktion plant das italienische Bündnis laizistischer Gruppen für Mitte Mai.

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