Panne beim G-8-Gipfel:Der gehasste Dilettant

Peinliche Panne des Weißen Hauses: Journalisten, die mit US-Präsident Bush zum G-8-Gipfel reisen, fanden in ihrer Pressemappe eine eigenartige Biographie des italienischen Regierungschefs Silvio Berlusconi.

Die USA haben sich bei der italienischen Regierung für die beleidigende Darstellung von Ministerpräsident Silvio Berlusconi entschuldigt. Die Pressemappe für die zum G8-Gipfel in Japan mitreisenden Journalisten von US-Präsident George W. Bush enthalte eine "nicht offizielle Biografie" Berlusconis, die ihn und das italienische Volk beleidige, heißt es in einem Entschuldigungsschreiben des stellvertretenden Sprechers des Weißen Hauses, Toni Fratto.

Panne beim G-8-Gipfel: Auch beim G-8-Gipfel passieren gelegentlich Pannen

Auch beim G-8-Gipfel passieren gelegentlich Pannen

(Foto: Foto: dpa)

Die Darstellungen entsprächen nicht "der Sichtweise von Präsident Bush" und seien ein "unglücklicher Fehler". Berlusconi wird in der Kurzbiografie als Vertreter eines Landes dargestellt, "das bekannt ist für Korruption und Lasterhaftigkeit". Der Regierungschef werde von vielen in seinem Land gehasst und als "politischer Dilettant" angesehen.

Schon als Kind habe er eine "Leidenschaft fürs Geld" entwickelt und für Puppenspiele Geld eingenommen. Später habe er als Student gegen eine Gebühr für andere Studenten Seminararbeiten geschrieben, Staubsauger verkauft und als Sänger auf einem Kreuzfahrtschiff gejobbt. Ausführlich wird Berlusconis Verwicklung in Korruptionsprozesse geschildert.

Italiens Tageszeitungen gingen breit auf den "Fauxpas des Weißen Hauses" ein, der auch einen Protest der Botschaft Roms in Washington nach sich gezogen habe. Das sei der zweite, diesmal aber schwerwiegendere Ausrutscher des Weißen Hauses in weniger als einem Monat, notierte die Zeitung La Stampa. Beim jüngsten Besuch Bushs in Rom hatte es in der Pressemappe geheißen, Italien Regierungschef sei noch Romano Prodi.

Was jetzt zum "diplomatischen Fall" zwischen Italien und den USA geführt habe, gehe vor allem auf Nachlässigkeit und Leichtfertigkeit eines Mitarbeiters des White House Press Office zurück, meinte die Mailänder Zeitung Corriere della Sera. Denn der Text, der nun für Ärger sorgt, sei wortwörtlich der Encyclopedia of World Biography entnommen. Offen sei nur, ob der Verantwortliche gewusst habe, dass der Ton nicht in ein offizielles Dokument passte.

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