Panama Papers:Wie der ukrainische Präsident mitten im Krieg eine Briefkastenfirma gründen ließ

Panama

Petro Poroschenko regiert ein vom Krieg gezeichnetes Land. Illustration: Peter M. Hoffmann

Dabei galt Petro Poroschenko mal als Oligarch, der auf der richtigen Seite steht.

Von Cathrin Kahlweit, Frederik Obermaier und Bastian Obermayer

Petro Poroschenko ist laut Forbes der sechstreichste Ukrainer mit 858 Millionen US-Dollar Vermögen. Das hat er ursprünglich mit Schokolade gemacht. Mit seinen Pralinen ist er Marktführer in Osteuropa, auch wenn Russland, wo er einst bis zu 40 Prozent seines Umsatzes machte, durch den Krieg als Markt weggebrochen ist. Zum Roshen-Konzern gehören Schokoladenfabriken, Schiffswerften, außerdem die International Investment Bank, Saatgut-, Rüstungs- und Autofabriken, eine Fabrik für Speisestärke sowie mehrere Medien-Unternehmen.

Der "Schokoladenkönig", wie ihn die Ukrainer nennen, engagiert sich seit Ende der 90er-Jahre in der Politik. Poroschenko gehört zu den Gründern der Partei der Regionen. Er kandidierte im Frühjahr 2014 als Präsident und gewann, unter anderem gegen Julia Timoschenko. Dabei dürfte auch eine Rolle gespielt haben, was der Oligarch - der von sich behauptete, keiner zu sein - im Wahlkampf gesagt hatte und auch im Ausland vertrat. In einem Interview mit der Bild-Zeitung etwa versprach er: "Wenn ich gewählt werde, mache ich klaren Tisch und werde den Roshen-Konzern verkaufen. Als Präsident der Ukraine will und werde ich mich alleine um das Wohl des Landes kümmern."

Die Panama Papers legen freilich nahe, dass Poroschenko als Präsident nicht nur das Wohl der Nation, sondern auch sein eigenes wirtschaftliches Wohlergehen ein Anliegen war. Auf dem Höhepunkt des Krieges in der Ostukraine ließ der ukrainische Präsident die Gründung einer Briefkastenfirma einleiten. Zwei Monate nach seinem Wahlsieg wurde demnach für ihn die Prime Asset Partners Limited gegründet. Die Formalitäten waren am 1. September 2014 erledigt - pünktlich zum Ende der großen "Schlacht von Ilowajsk", bei der Hunderte Ukrainer starben.

Die Briefkastenfirma, so steht es in den geleakten Dokumenten von Mossack Fonseca, war gedacht als "Holding für zypriotische und ukrainische Firmen der Roshen-Gruppe, einer der größten europäischen Hersteller von Süßigkeiten". Auf SZ-Anfrage erklärte die Pressestelle des Präsidenten, Prime Assets Partners Limited sei "Teil des Prozesses", Poroschenkos Vermögen in einen Trust zu überführen. Der Präsident habe längst "alle Informationen bezüglich seines Vermögens, seiner Ausgaben und seines Einkommens" offengelegt.

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