Panama Papers:Rotes Kreuz zur Tarnung benutzt

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Um fragwürdige Finanzflüsse zu verschleiern, wurde die Organisation als angeblicher Empfänger von Geld eingesetzt. Auch fingierte Stiftungen im Namen von Naturschützern zeigen die Panama-Enthüllungen.

Von Bastian Brinkmann, München

Die im Fokus der Panama Papers stehende Kanzlei Mossack Fonseca hat den Namen des Roten Kreuzes offenbar benutzt, um fragwürdige Geldflüsse zu tarnen. Mossack Fonseca hat Stiftungen gegründet, die angeblich Geld an das Rote Kreuz ausschütten. Ihren Kunden bot die Kanzlei die Stiftungen dann als Anteilseigner für Briefkastenfirmen an, damit die Kunden nicht als wahre Eigentümer erschienen. Das Internationale Komitee vom Roten Kreuz (IKRK) in Genf zeigte sich empört über das Vorgehen von Mossack Fonseca. Das IKRK habe nie Geschäftsbeziehungen zu Mossack Fonseca gehabt oder Geld aus den Stiftungen bekommen, sagte der Präsident des IKRK, Peter Maurer. "Unsere Mitarbeiter sind in Kriegsgebieten einigermaßen sicher, weil unser Name und das Emblem respektiert werden. Wenn die Reputation des IKRK leidet, gefährdet das Menschenleben", sagte er. "Wir werden alles in unserer Macht Stehende unternehmen, um solchen Missbrauch zu stoppen."

Die Genfer Konventionen schützen die Mitarbeiter des IKRK und ihre Symbole, das Rote Kreuz und den Roten Halbmond. Mitarbeiter des IKRK sind beispielsweise in Syrien unterwegs, um Zivilisten und Verwundete zu versorgen. Panama hat die Genfer Konventionen unterzeichnet und ist somit auch verpflichtet, den Namen und die Symbole des IRKR zu schützen. In dem mittelamerikanischen Land hat die Kanzlei Mossack Fonseca ihren Hauptsitz.

Die Stiftungen mit Bezug zum Roten Kreuz wurden für Hunderte Firmen als Anteilseigner eingetragen. Sie sind in Korruptions- und Geldwäschefälle verstrickt. Die Naturschutzorganisation WWF ist ebenfalls betroffen. Mossack Fonseca bot Kunden an, den WWF als scheinbaren Begünstigten von Stiftungen eintragen zu lassen. Auch der WWF wusste nichts davon.

Nach tagelanger Kritik hat Großbritanniens Premier David Cameron Zusammenfassungen seiner Steuererklärungen im Internet veröffentlicht. In den Panama Papers taucht ein Investment-Fonds seines Vaters Ian Cameron auf, der steuersparend aufgesetzt wurde. Cameron hatte zunächst gesagt, damit nichts zu tun zu haben. Am Donnerstag räumte er aber ein, vor seiner Zeit als Premier in den Offshore-Fonds investiert zu haben. Er habe seine Einnahmen daraus in Großbritannien versteuert, betonte der Premier. Mit der Veröffentlichung der Steuerunterlagen möchte Cameron Vertrauen zurückgewinnen.

Am Wochenende wurden zudem drei Razzien im Zusammenhang der Panama Papers bekannt. In El Salvador ist das Büro von Mossack Fonseca durchsucht worden. In Paris wurde die Großbank Société Générale Ziel der Staatsanwaltschaft. Die Durchsuchung soll bereits am Dienstag stattgefunden haben. In der Schweiz wurden wegen der Berichte über Amedeo Modiglianis Gemälde "Sitzender Mann" Räume des Genfer Freeports durchsucht. In den Hallen können Waren zollfrei gelagert werden. Das Gemälde wird mithilfe einer Briefkastenfirma vor seinem rechtmäßigen Eigentümer versteckt. Es soll im Genfer Freeport lagern.

© SZ vom 11.04.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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