Palästinensergebiete:Anschlag auf Konvoi von Ministerpräsident Hanija

Am Grenzübergang Rafah ist die Wagenkolonne des palästinensischen Premiers beschossen worden. Ein Leibwächter wurde getötet. Hamas und Fatah-Bewegung machen sich gegenseitig für den Vorfall verantwortlich.

Die radikalislamische Hamas hat die rivalisierende Fatah-Bewegung für einen Anschlag auf einen Autokonvoi mit Ministerpräsident Ismail Hanija verantwortlich gemacht.

Rafah, AP

Mitglieder der Präsidentengarde halten am zerstörten Grenzübergang Rafah Wache

(Foto: Foto: AP)

Der palästinensische Außenminister Mahmud al-Sahar von der Hamas, forderte Palästinenserpräsident Mahmud Abbas auf, sofort eine Untersuchung des Attentats einzuleiten. Abbas gehört der Fatah-Bewegung an.

Abbas hat unterdessen sein Bedauern über die Schüsse auf den Konvoi von Regierungschef Ismail Hanija ausgedrückt. Abbas bedaure den Vorfall, meldete die amtliche palästinensische Nachrichtenagentur WAFA am Freitagmorgen.

Anhänger der Fatah und der Hamas liefern sich seit Monaten teilweise blutige Gefechte.

Einreise Hanijas nur ohne Geld möglich

Hanija war zunächst nach einer von Israel verfügten Schließung des Grenzübergangs Rafah an der Einreise gehindert worden. Hanijas Konvoi saß fast acht Stunden lang am Grenzübergang auf ägyptischer Seite fest.

Die israelische Seite wollte ihn nicht mit den Spendengeldern einreisen lassen. Tausende Anhänger und bewaffnete Kämpfer der Hamas strömten daraufhin zu dem Grenzposten und belagerten das Grenzgebäude.

Augenzeugen am Grenzübergang Rafah zwischen Ägypten und dem Gazastreifen berichteten, militante Palästinenser, die den Konvoi von Hanija begleiteten, hätten zuerst Sicherheitsbeamte von Abbas angegriffen, die den Übergang bewachten. Darauf hätten die Sicherheitskräfte zurückgeschossen und Hanijas Sohn und vier Leibwächter verwundet.

Der israelische Verteidigungsminister Amir Perez hatte eine Schließung des Grenzübergangs angeordnet, um den zur radikal- islamischen Hamas gehörenden Hanija zu hindern, Spendengelder in das Palästinensergebiet zu bringen. Nach israelischen Berichten handelt es sich um 35 Millionen US-Dollar (rund 26 Millionen Euro).

Auf ägyptischer Seite gab es Schießereien zwischen Palästinensern und Soldaten, bei denen mindestens acht Menschen verletzt wurden. Wegen der Schießereien waren die für den Betrieb des Grenzübergangs nötigen EU-Beobachter zunächst nicht zurückgekehrt.

Hanija hatte seine Auslandsreise am Donnerstag vorzeitig beendet. Aus Kreisen der Regierung in Gaza war am Mittwoch verlautet, Jordanien, Saudi-Arabien, Oman und der Libanon hätten Hanija offizielle Treffen verweigert. Hanija hatte das Ausland besucht, um Unterstützung für die Palästinenser und seine Politik zu erhalten.

Solana: Geld soll überwiesen werden

EU-Chefdiplomat Javier Solana bedauerte die Schießerei an dem von EU-Beobachtern kontrollierten Grenzübergang Rafah. Zugleich kritisierte er Hanija wegen des Versuchs, Bargeld in Millionenhöhe aus Ägypten in den Gaza-Streifen zu bringen.

"Wir sind nicht dafür, Geld in Taschen zu tragen. Das sollte klar sein - ist das klar?" sagte Solana am Rande des EU-Gipfels in Brüssel. "Wir sind dafür, Geld per Bank zu überweisen."

Nach Angaben Solanas wurde der Grenzübergang in der Nacht wieder geöffnet, "zugegebenermaßen nach einer Menge von Schüssen". "Das war heute ein schwieriger Nachmittag. Glücklicherweise hat sich ja die ganze Lage positiv entwickelt." "Wir hatten eine ziemlich komplizierte Situation. Und am Ende ist Herr Hanija ohne Geld nach Gaza gereist und das Geld befindet sich wieder in einer Bank in Ägypten und wird auf normalem Wege überwiesen werden."

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