Palästinenser:Auf ewiger Suche - Mahmud Abbas wird 80

Palestinian President Mahmoud Abbas attends a PLO executive committee meeting in the West Bank city of Ramallah

Mahmud Abbas hat politisch wenig zu feiern. Er kämpft bisher vergeblich um einen eigenen Staat, und die Autonomiebehörde steht vor der Pleite.

(Foto: Mohamad Torokman/Reuters)

Der Präsident in Ramallah feiert an diesem Donnerstag einen runden Geburtstag, aber politisch gibt es für ihn wenig zu jubeln.

Von Peter Münch, Tel Aviv

Kein Staatsbankett, kein Feuerwerk und nicht einmal eine zünftige Parade seiner Sicherheitskräfte: Wenn Mahmud Abbas, den fast alle Abu Masen nennen, an diesem Donnerstag seinen 80. Geburtstag feiert, dann wird in seinem Palästinenser-Reich die ganz alltägliche Eintönigkeit zelebriert. Der Geburtstag des Präsidenten sei eine "Privatsache", heißt es in Ramallah, und wahrscheinlich steht nicht einmal dem Jubilar selber der Sinn nach einer Feier. Denn außer dem Geburtstag hat sich bis heute wenig gerundet im Leben des Mahmud Abbas.

Abbas ist ein Präsident auf der ewigen Suche nach dem eigenen Staat. Geboren 1935 in der heute zu Israel gehörenden Stadt Safed, geflohen im Unabhängigkeitskrieg von 1948, aufgewachsen in Damaskus, zum Geschäftsmann gereift in Katar - das Leben ist geprägt von Flucht und Wanderschaft. In Ramallah ist er zwar mittlerweile ganz oben angelangt: Seit mehr als zehn Jahren schon amtiert er als Präsident, er ist Chef der PLO und der Fatah. Aber am Ziel angekommen ist er längst noch nicht.

Seit es Friedensverhandlungen gibt mit Israel, hat er stets mit am Tisch gesessen. Aber seit es keine Verhandlungen mehr gibt, sitzt er zwischen den Stühlen. Die Gegner im eigenen Land sehen in ihm seit jeher schon eine Marionette Israels, weil er anders als sein Vorgänger Jassir Arafat der Diplomatie stets den Vorzug vor dem Kampf gegeben hat. Doch statt zum Staat zu werden, sind die Palästinensergebiete heute geteilt in das von ihm regierte Westjordanland und den von der Hamas beherrschten Gazastreifen. Die jüdischen Siedlungen wuchern ungebremst, und die israelische Besatzung will auch nach fast 50 Jahren kein Ende nehmen.

Dass er unter diesen Umständen schon lange große Amtsmüdigkeit zeigt, ist ihm kaum zu verdenken. Einen Nachfolger allerdings hat Abbas auch nicht aufgebaut, sondern stattdessen noch einmal einen neuen Weg eingeschlagen - weg von Verhandlungen, hin zur Internationalisierung des Konflikts über die Vereinten Nationen. Aber auch das hat seinen Preis: Seit dem Beitritt der Palästinenser zum Internationalen Strafgerichtshof vor knapp drei Monaten hat Israel den Geldhahn zugedreht und die Überweisung von Steuern und Einfuhrzöllen gestoppt. Die Autonomiebehörde steht vor der Pleite. Zu feiern gibt es da wahrlich nichts.

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